W311 Probleme beim Bremsen entlüften, langer Weg im Pedal

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Bob311
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W311 Probleme beim Bremsen entlüften, langer Weg im Pedal

Beitrag von Bob311 » Sonntag 10. März 2024, 11:41

Hallo zusammen,
ich habe schon viel gelesen und ich weiß, dass es schon einige Themen bzgl. Bremsen entlüften gibt. Auch die Bücher von Ihling und Co habe ich schon gelesen, doch so richtig komme ich nicht weiter.

Die Ausgangssituation:
Es geht um meinen 311er Bj. Ende '64. Zu Beginn war es so, dass der erste Tritt ins Bremspedal einen sehr langen Weg bis zum Druckpunkt hatte (aber dann auch normal bremste) und der zweite Tritt danach einen sehr guten, früheren Druckpunkt hatte. Die Bremsen bremsten sehr gut und auch der TÜV war mit den Werten einverstanden (und hat das Problem vermutlich gar nicht bemerkt). Ob das Phänomen schon bei Kauf des Wagens vor 4 Jahren da war oder erst nach einer Bastelei von mir (ich musste z.B. mal den Bremslichtschalter erneuern), weiß ich nicht mehr.

Dann habe ich es mit mehrfachen Entlüften versucht - mal mit der Bremspedal-Pump-Methode, später dann auch mit so einem Überdruck-Gerät. So richtig gebessert hatte es sich dadurch nicht.

neuer Hauptbremszylinder
Jetzt habe ich einen neuen Hauptbremszylinder (HBZ) (Nachbau-Teil) verbaut und damit gleichzeitig die drei Gummi-Bremsschläuche erneuert. Der HBZ hatte definitiv einen Fehler, da die Manschette vom Stößel innen sehr nass war. Nach dem Einbau habe ich natürlich wieder entlüftet. Nun ist es so, dass der Druckpunkt immer an gleicher Stelle ist (gut!), aber der Pedalweg jetzt generell sehr lang ist und das Fahrzeug tendenziell schlechter bremst. Nun weiß ich nicht so richtig weiter.

Fragen und Auffälligkeiten
- Was könnte das sein? Immer noch Luft im System? Gibt es irgendwelche Tricks beim Entlüften? Z.B. der Bremsschlauch hinten macht bei mir so einen Bogen nach oben und wieder runter. Wenn sich dort Luft sammelt, bekommt man die mit der Überdruck-Methode, wo die Flüssigkeit ja eher gleichmäßig fließt, überhaupt raus?

- Mir außerdem aufgefallen, dass bei offener Entlüfterschraube, der HBZ nach Betätigung gar nicht bzw. nur sehr langsam von alleine zurückkommt. Könnte das ein Indiz für ein Problem sein? Sind da nicht eigentlich Federn drin?

- Ich habe sowohl mit Überdruck als auch mit Pumpen entlüftet. Jetzt habe ich gelesen, dass man dies in Kombination nicht tun soll. Auch scheint in der Netzcommunity unklar zu sein, ob nagelneue HBZ ein Durchdrücken des Pedals beim Entlüften überleben oder immer noch dadurch kaputt gehen können.

- Wie macht ihr das hinten? Um die Entlüfterschraube ist es so eng, dass ich die nicht mit einem Maulschlüssel aufbekomme? Gekröpfte Ringschlüssel habe ich nicht, aber irgendwie bezweifle ich auch, dass selbst die dahinpassen würden. Aber Schlauch abziehen und dann mit der Nuss die Schraube schließen, ist natürlich schlecht. Hab dann immer geschaut, dass Überdruck drauf ist. Zugegeben ist das Entlüften sehr beschwerlich. Ich mache es in der Garage, ohne Hebebühne, nur mit Anheben des Fahrzeugs und Abnehmen der Räder.

- Weiteres Problem: Der initiale Weg, also das Spiel vom Pedal-Nullpunkt bis zum Anstoßen des HBZ-Zylinders ist beim Nachbauteil größer. Zum einen ist der Stößel ein Stück kürzer (ich habe dann den alten wiederverwendet), zum anderen scheint der Zylinder etwas "weiter weg" zu sein. Das verlängert natürlich auch nochmal den Pedalweg. Mir ist unklar, warum es da solche Unterschiede gibt.

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bic
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Re: W311 Probleme beim Bremsen entlüften, langer Weg im Pedal

Beitrag von bic » Sonntag 10. März 2024, 14:02

Bob311 hat geschrieben:
Sonntag 10. März 2024, 11:41
... Zu Beginn war es so, dass der erste Tritt ins Bremspedal einen sehr langen Weg bis zum Druckpunkt hatte (aber dann auch normal bremste) und der zweite Tritt danach einen sehr guten, früheren Druckpunkt hatte...
Dies deutet auf ein defektes Bodenventil des HBZ hin. Die Bremsanlage des 311er benötigt einen Vordruck im System um allemöglichen Spiele auszugleichen und ein defektes Bodenventil verhindert, dass der Vordruck aufrecht erhalten bleibt. Macht aber nichts, ich fahre so schon seit mindestens 20 Jahren und habe mich daran gewöhnt, beim Start auch einmal die Bremse "vorzupumpen" :D
Jetzt habe ich einen neuen Hauptbremszylinder (HBZ) (Nachbau-Teil) verbaut und damit gleichzeitig die drei Gummi-Bremsschläuche erneuert. Der HBZ hatte definitiv einen Fehler, da die Manschette vom Stößel innen sehr nass war. Nach dem Einbau habe ich natürlich wieder entlüftet. Nun ist es so, dass der Druckpunkt immer an gleicher Stelle ist (gut!), aber der Pedalweg jetzt generell sehr lang ist und das Fahrzeug tendenziell schlechter bremst. Nun weiß ich nicht so richtig weiter.
Augenscheinlich hast du jetzt einen HBZ mit geringerem Durchmesser und damit verringerten Volumen eingebaut. Um mit diesem die gleiche Menge Bremsflüssigkeit zu verdrängen wie beim größerem HBZ, braucht es halt einen weiteren Weg - dafür verringern sich mit dem "dünnen" HBZ aber auch die notwendigen Pedalkräfte. Ich fahre auch so einen "dünnen" HBZ und freue mich über die geringen Pedalkräfte, welche das Bremsempfinden wie bei einem modernen Auto erscheinen lassen. Einziger Nachteil ist, dass man die Bremsbacken immer knapp eingestellt haben muss, an sonst reicht hier dann schnell der mögliche Pedalweg nicht mehr aus.
Was könnte das sein? Immer noch Luft im System?
Luft im Bremssystem ergibt immer ein federnde Pedaldruck. Hast Du jedoch einen festen Druckpunkt, ist auch keine Luft mehr im System.
Mir außerdem aufgefallen, dass bei offener Entlüfterschraube, der HBZ nach Betätigung gar nicht bzw. nur sehr langsam von alleine zurückkommt. Könnte das ein Indiz für ein Problem sein? Sind da nicht eigentlich Federn drin?
Ja, das ist eine Feder drin, welche natürlich nicht so kräftig ist, wie die Bremsbackenrückholfedern. Daher ist ein solches Verhalten normal, die Feder des HBZ muss ja auch ohne die Hilfe der Bremsbackenfedern ersteinmal den Druckverlust über dem Entlüfter überwinden. Schraubst du diesen weiter auf, sollte auch der HBZ schneller zurückkommen.
Ich habe sowohl mit Überdruck als auch mit Pumpen entlüftet. Jetzt habe ich gelesen, dass man dies in Kombination nicht tun soll. Auch scheint in der Netzcommunity unklar zu sein, ob nagelneue HBZ ein Durchdrücken des Pedals beim Entlüften überleben oder immer noch dadurch kaputt gehen können.
Beides Quark :D
Wie macht ihr das hinten? Um die Entlüfterschraube ist es so eng, dass ich die nicht mit einem Maulschlüssel aufbekomme? Gekröpfte Ringschlüssel habe ich nicht, aber irgendwie bezweifle ich auch, dass selbst die dahinpassen würden.
Ich nehme eine gekröpften Ringschlüssel, da wirst Du Dir wohl einen besorgen müssen. Original gab es eine speziellen Steckschlüssel, durch welchen der Schlauch hindurch lief:

Unbenannt.JPG

aber außer auf Bildern habe ich so ein Teil noch nie gesehen - was allerdings auch nichts heißen muss.
Weiteres Problem: Der initiale Weg, also das Spiel vom Pedal-Nullpunkt bis zum Anstoßen des HBZ-Zylinders ist beim Nachbauteil größer. Zum einen ist der Stößel ein Stück kürzer (ich habe dann den alten wiederverwendet), zum anderen scheint der Zylinder etwas "weiter weg" zu sein. Das verlängert natürlich auch nochmal den Pedalweg. Mir ist unklar, warum es da solche Unterschiede gibt.
Die "dicken" HBZ sind die vom 311er, dessen RBZ an der Vorderachse haben einen größeren Durchmesser als die vom 353er, welcher dann eben auch nur den "dünnen" HBZ besitzt. Die HBZ müssen übrigens nicht zwingend für den Wartburg sein, auch der B1000, der Multicar und selbst Hänger besassen solche. hierau erklären sich dann vielleicht auch die verschiedenen Längen der Stößel. An sonst - was meinst du mit "scheint der Zylinder etwas "weiter weg" zu sein" ? Der Montageflansch ist doch unverändert, vielleicht hat ja Dein Stößel noch zu viel Spiel?

Bob311
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Re: W311 Probleme beim Bremsen entlüften, langer Weg im Pedal

Beitrag von Bob311 » Sonntag 10. März 2024, 14:46

Vielen Dank für deine Antwort!
Macht aber nichts, ich fahre so schon seit mindestens 20 Jahren und habe mich daran gewöhnt, beim Start auch einmal die Bremse "vorzupumpen" :D
Ne, das wäre ja so für mich okay gewesen. Aber ich musste das "Vorpumpen" alle paar Minuten wiederholen, also praktisch während der Fahrt vor jeder Bremsung, was natürlich nicht schön war.

Augenscheinlich hast du jetzt einen HBZ mit geringerem Durchmesser und damit verringerten Volumen eingebaut.
Okay, interessant. Die äußerlichen Abmessungen sahen sehr ähnlich aus. Überhaupt habe ich den Eindruck, dass im Netz überall der gleiche Nachbau-HBZ angeboten wird (abgesehen von der Unterscheidung 1-Kreis vs. 2-Kreis). Hätte nicht gedacht, dass es solche Unterschiede gibt.
Mittlerweile habe ich rausgefunden, dass wohl zwischen Kolbendurchmesser 22,x und 25,4mm unterschieden wird. Die Nachbauten scheinen fast alle den kleineren zu haben. Vermutlich habe ich da jetzt unbewusst von 25 auf 22 gewechselt.

Update:
Ich hatte diesen gekauft. Laut Beschreibung mit 25mm. Das hätte doch dann der große sein müssen. Ich bin verunsichert. :shock:
Die HBZ müssen übrigens nicht zwingend für den Wartburg sein, auch der B1000, der Multicar und selbst Hänger besassen solche.
Ja, häufig werden bei so einem HBZ alle möglichen Fahrzeuge als passend aufgelistet. Der Kolbendurchmesser wird dann gar nicht erwähnt.
An sonst - was meinst du mit "scheint der Zylinder etwas "weiter weg" zu sein" ? Der Montageflansch ist doch unverändert, vielleicht hat ja Dein Stößel noch zu viel Spiel?
Der neue Stößel war definitiv ein Stück kürzer. Ich habe daher den alten wiederverwendet, und trotz dass ich das Einstellgewinde auf "maximale Länge" rausgedreht habe (was vorher nicht so war), hat sich das Initialspiel vergrößert. Daraus schließe ich, dass die Position, wo der Stößel im HBZ gegendrückt beim neuen HBZ weiter vorne (also weiter weg vom Pedal) sein muss.
Ich fahre auch so einen "dünnen" HBZ und freue mich über die geringen Pedalkräfte, welche das Bremsempfinden wie bei einem modernen Auto erscheinen lassen. Einziger Nachteil ist, dass man die Bremsbacken immer knapp eingestellt haben muss, an sonst reicht hier dann schnell der mögliche Pedalweg nicht mehr aus.
OK, daraus deute ich, dass ich nicht mehr mit Entlüften weiter experimentieren brauche, sondern die Bremsen nachstellen muss. Mir schien das unlogisch, weil sie vorher eben (nach dem ersten Tritt) gut zupackten.
Wobei ich nicht behaupten würde, dass ich jetzt weniger Pedalkraft aufwenden muss, aber durch den weiten Pedalweg kann das natürlich täuschen. Momentan schaffe ich kaum die Blockiergrenze. Das war vorher gar kein Thema. :wow:

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bic
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Re: W311 Probleme beim Bremsen entlüften, langer Weg im Pedal

Beitrag von bic » Sonntag 10. März 2024, 17:38

Bob311 hat geschrieben:
Sonntag 10. März 2024, 14:46
...Aber ich musste das "Vorpumpen" alle paar Minuten wiederholen, also praktisch während der Fahrt vor jeder Bremsung, was natürlich nicht schön war...
Das geht natürlich gar nicht :( Bei mir sind es zwei/drei Tage bis die Situation eintritt.
Mittlerweile habe ich rausgefunden, dass wohl zwischen Kolbendurchmesser 22,x und 25,4mm unterschieden wird. Die Nachbauten scheinen fast alle den kleineren zu haben. Vermutlich habe ich da jetzt unbewusst von 25 auf 22 gewechselt.
Ich hatte ... diesen ... gekauft. Laut Beschreibung mit 25mm. Das hätte doch dann der große sein müssen. Ich bin verunsichert. :shock:
Da hätte nur ein Nachmessen geholfen - im eingebauten Zustand jetzt natürlich etwas schlecht :(
Der neue Stößel war definitiv ein Stück kürzer. Ich habe daher den alten wiederverwendet, und trotz dass ich das Einstellgewinde auf "maximale Länge" rausgedreht habe (was vorher nicht so war), hat sich das Initialspiel vergrößert. Daraus schließe ich, dass die Position, wo der Stößel im HBZ gegendrückt beim neuen HBZ weiter vorne (also weiter weg vom Pedal) sein muss.
Achso - glaube ich aber nicht. Ich nehme eher an, dass die Bohrung im Kolben tiefer/größer ist.
OK, daraus deute ich, dass ich nicht mehr mit Entlüften weiter experimentieren brauche, sondern die Bremsen nachstellen muss.
Jo :D

Aber warum überholst Du Deinen HBZ nicht selbst? Einen Reperatursatz gibt es bei Baller für € 23,91 - die Kupferdichtringe auch. Dann brauchst Du besser noch so eine Honahle (Zeigefinger geht aber auch :mrgreen: ), welche den 1" abdeckt (15-20€) und etwas Bremszylinderpaste und schon steht Deinem HBZ-Glück nichts im Weg.

Bob311
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Re: W311 Probleme beim Bremsen entlüften, langer Weg im Pedal

Beitrag von Bob311 » Sonntag 10. März 2024, 18:14

Ich nehme eher an, dass die Bohrung im Kolben tiefer/größer ist.
Das wird es wahrscheinlich sein. Ich habe gerade nochmal genau geschaut und gemessen. Das initiale Spiel ist noch viel zu groß. Ich kann das Pedal (oben am Pedal gemessen) gute 3cm reindrücken, bevor der Stößel/Druckstange überhaupt den HBZ berührt. Dann noch der Weg der Bremsen selbst und dann ist das Pedal schon fast unten, ehe eine Bremswirkung überhaupt einsetzt.

Ich habe eben im Netz längere Druckstangen gefunden. Ich werde wohl eine bestellen und diese wechseln, das richtige Spiel einstellen und dann weitersehen. Ich möchte mir erstmal den erneuten HBZ-Wechsel mit Entlüften usw. ersparen.

Aber warum überholst Du Deinen HBZ nicht selbst? Einen Reperatursatz gibt es bei Baller für € 23,91 - die Kupferdichtringe auch. Dann brauchst Du besser noch so eine Honahle (Zeigefinger geht aber auch :mrgreen: ), welche den 1" abdeckt (15-20€) und etwas Bremszylinderpaste und schon steht Deinem HBZ-Glück nichts im Weg.
Den Rep.-Satz habe ich mittlerweile auch entdeckt. Hatte ich irgendwie nicht den Mut dafür. Wollte beim Aus-/Einbau das Neuteil daliegen haben. Beim nächsten Mal würde ich es wohl anders machen. So oder so, deine Antworten haben mir schon sehr beim Verstehen und bei der Fehlersuche weitergeholfen. :zwink:

Bob311
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Re: W311 Probleme beim Bremsen entlüften, langer Weg im Pedal

Beitrag von Bob311 » Samstag 16. März 2024, 16:59

Bob311 hat geschrieben:
Sonntag 10. März 2024, 18:14
Ich habe eben im Netz längere Druckstangen gefunden. Ich werde wohl eine bestellen und diese wechseln, das richtige Spiel einstellen und dann weitersehen. Ich möchte mir erstmal den erneuten HBZ-Wechsel mit Entlüften usw. ersparen.
Das hat tatsächlich geklappt. Neue, längere Druckstange eingebaut und Spiel möglichst minimal eingestellt. Jetzt hat die Bremse einen super Druckpunkt (und immer an derselben Stelle) und das Auto bremst wieder wie es soll. Vielen Dank nochmal für die Hilfe!

Felorian
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Re: W311 Probleme beim Bremsen entlüften, langer Weg im Pedal

Beitrag von Felorian » Donnerstag 14. August 2025, 12:38

Hi, aktuell beschäftigen mich bei meinem F9 die Bremsen. Sind offensichtlich die breiten, vom Wartburg 311. Das Hinterrad heraus bekommen, wenn der Kotflügel dran ist ist daher etwas fummelig, aber es geht..
Vor 2 Jahren habe ich die Bremsen komplett neu gemacht, ging eigendlich ganz gut, nur für das Biegen der Bremsleitungen habe ich mehrere Anläufe gebraucht. Bremszylinder gewechselt, Bremsbacken erneuert.... das hier beschriebene Problem mit dem langen Pedalweg gehabt, letzten Winter kam dann doch noch ein originaler Hauptbremszylinder rein...
Bei den Hinterrädern hatte ich zu der Zeit keine Bremsbacken mit Hebel, daher sind diese gepaart mit den Besten aus den Vorderrädern erst einmal wieder reingekommen.

Vor 2 Wochen bekam ich dann Probleme mit dem linken Hinterrad, die Bremse wurde heiß.
Bremstrommel ab, nachgesehen, der Handbremshebel war sehr schwergängig, keine Kupferpaste verwendet! Naja die Beläge waren jetzt auch "reif"
Bremsbacken habe ich ja, nur der Hebel fehlt.
Da gibt es dann schon 2 verschiedene eine relativ gerade Version und eine geschwungene...
Einzeln waren die auch recht teuer und das mit dem Niet wollte ich auch erst einmal nicht selber machen.
Also einen Satz Bremsbeläge bestellt, mit Hebel laut Beschreibung für Wartburg 311 und 312 ?!? mitgeschwungenem Handbremshebel.
Nach Aufmachen meiner Bremse, siehe da, richtig geraten.. :)

Hier stellt sich für mich die erste Frage: Gibt es überhaupt Unterschiede bei der (50mm breiten) Bremse zwischen Wartburg 311, 312 und 353 außer der automatischen Verstellerei, die der 311 nicht hat bzw. kann man die Bremsbacken vom 353 auch in den 311 einbauen?

Weiterhin stand in der Beschreibung: Für Vorderachse Hebel entfernen, für Hinterachse Bremsbeläge kürzen..
Gut für Vorderachse wollte ich sie ja nicht, aber wozu Beläge kürzen?
War bei meinen alten Belägen nicht und geometrisch macht das doch keinen Sinn ???

Jedenfalls konnte ich auf der linken Seite die Beläge gut einbauen, Rad drehte nach Einstellung frei, alles war gut.
Bei der rechten Seite gab es dann Probleme, alles schön zusammengebaut, die Reibstellen jetzt mit Kupferpaste...
Trommel drehte nach festschrauben frei, aber immer nach dem ich entweder die Handbremse gezogen habe oder das Bremspedal betätigt habe oder die Verstellung verdreht hatte (also einmal fest und 1/8 Umdrehung zurück) schleifte dann irgend etwas.
Nach einer Probefahrt war dann diese Bremse heiß!
Ich habe einige Versuche unternommen: bspw. die alten Bremsbacken wieder eingebaut und die Bremsbacke mit dem Hebel gekürzt (natürlich die alte Backe)
Das Problem ist geblieben, obwohl vorher alles ok war.
Manchmal haben sich sogar die Bremsbacken "verkippt", standen also schräg und haben offenbar dann in der Bremstrommel die Radbolzen berührt.
Kann es sein, dass der Radbremszylinder nicht mehr freiwillig zurückgeht oder ist es einfach nur die Rückzugsfeder, die zu schwach ist?
Wie gesagt die gesamte Hebelei ist leichtgängig.

Rückzugfedern werde ich jedenfalls bestellen.
Da gibt es wieder das o.g. Problem, für Wartburg 353 gibt es die recht günstig, für 311 sind sie relativ teuer.
Gibt es da überhaupt einen Unterschied??

edit:
lt. Ersatzleilliste gibt es für den W311/1000 3 verschiedene Teilenummern für die Federn, Vorderachse und Hinterachse (lang) haben verschiedene Nummern, die Längen stehen leider nicht drin, bei verschiedenen Händlern werden aber die welche für Vorder- und Hinterachse ohne Unterscheidung angeboten.
Bei Hermel sind Längen angegeben, da gibt es auch Unterschiede zwischen W353/B1000(155mm) und W311(152mm) aber keine Angabe ob Vorder- oder Hinterachse ?!?!?!?
Aber von wo bis wo werden die gemessen?
Wenn ich von der Gesamtlänge ausgehe ist die Kurze bei mir ca. 4mm zu lang? (82 statt 78mm), die Lange ca.8mm (160mm statt 152mm)

Mit freundlichem Gruß

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bic
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Re: W311 Probleme beim Bremsen entlüften, langer Weg im Pedal

Beitrag von bic » Donnerstag 14. August 2025, 18:25

Felorian hat geschrieben:
Donnerstag 14. August 2025, 12:38
Sind offensichtlich die breiten, vom Wartburg 311. Das Hinterrad heraus bekommen, wenn der Kotflügel dran ist ist daher etwas fummelig, aber es geht..
Da würde mich einmal interessieren, was für eine HA-Achse Du unterm Auto hast, denn die breiten Bremsen gab es nämlich nur an der sogenannten Portalachse des 311ers. Ein solche Achse lässt sich zwar unter den F9 schrauben, allerdings schleift dann der Kofferraum wegen des hohen Federträgers des F9 schon fast auf dem Asphalt (es sei denn, Du hast einen F9-Kombi-Rahmen). Sinn macht das dann nur mit einem gekürzten Federträger, wobei dann noch ein paar Maßnahmen am Tank, Auspuff und den Stoßdämpfern notwendig werden. Grundsätzlich geht es aber, wenn der Federträger eingekürzt wird:

unten.JPG
Also berichte bitte einmal.
... letzten Winter kam dann doch noch ein originaler Hauptbremszylinder rein...
So einer?:

HBZ.JPG
der wäre dann nämlich original :)
... Hier stellt sich für mich die erste Frage: Gibt es überhaupt Unterschiede bei der (50mm breiten) Bremse zwischen Wartburg 311, 312 und 353 außer der automatischen Verstellerei, die der 311 nicht hat bzw. kann man die Bremsbacken vom 353 auch in den 311 einbauen?
Jede Menge ... Ankerplatten, Trommeln, RBZ und die Bremsbacken selbst. Die Backen unterscheiden sich bzgl. der Bohrungen für die Nachsteller, diese sind für die automatischen größer (11,4 statt 10,5mm). Am 311er verwendbar sind sie dennoch und andere wirst Du kaum noch bekommen.
... aber wozu Beläge kürzen?
War bei meinen alten Belägen nicht und geometrisch macht das doch keinen Sinn ???
Oh doch :) Die Kürzerei (Auflaufbacke 105 Grd., Ablaufbacke 90 Grd. Umschlingungswinkel) hat man beim 353er begonnen, um die Bremsfläche zu reduzieren und dadurch sicher zustellen, dass die Bremsen auf -ich sag mal- Freibrenntemperatur kommen (später hat man die ja wieder schmaler gemacht) und nicht ewig verschmieren und dann gar nicht mehr bremsen. So kannst du es auch problemlos an der 311er Achse verwenden:

bremse (2).jpg
... Trommel drehte nach festschrauben frei, aber immer nach dem ich entweder die Handbremse gezogen habe oder das Bremspedal betätigt habe oder die Verstellung verdreht hatte (also einmal fest und 1/8 Umdrehung zurück) schleifte dann irgend etwas.
... Kann es sein, dass der Radbremszylinder nicht mehr freiwillig zurückgeht oder ist es einfach nur die Rückzugsfeder, die zu schwach ist?
Wie gesagt die gesamte Hebelei ist leichtgängig.
Wenn Du den Effekt nicht beim Bremsen mit dem Bremspedal hast, sondern auch nach dem Beträtigen der Handbremse oder dem Versuch der Einstellung, kannst Du RBZ, Handbremse und Versteller ausschließen. Im Zusammenhang mit:
Manchmal haben sich sogar die Bremsbacken "verkippt", standen also schräg und haben offenbar dann in der Bremstrommel die Radbolzen berührt.
ist eher anzunehmen, dass Deine (oder auch nur eine) Bremsbacken nicht freigängig sind und irgendwie hängen bleiben. Übrigens, die Federn sind von hinten einzuhängen, dann kann verkippen erst gar nicht passieren.

Ach so, wie stellst du eigentlich nach? Gemacht wird das an der HA so:

2025052708295268357800ceba2.jpg

Andersherum bekommst Du die Backen zwar auch zum Anliegen, die hängen dann aber falsch auf den Nachstellern, was zu komischen efekkten führen kann :D

Rückzugfedern werde ich jedenfalls bestellen.
... Gibt es da überhaupt einen Unterschied??
Da bin ich jetzt überfragt, würde aber sagen, da die Abmessungen in den Bremsen alle gleich sind, warum sollten sich die Federn dann unterscheiden?

Felorian
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Re: W311 Probleme beim Bremsen entlüften, langer Weg im Pedal

Beitrag von Felorian » Donnerstag 14. August 2025, 20:02

Danke für die schnelle Antwort,
bic hat geschrieben:
Donnerstag 14. August 2025, 18:25
Grundsätzlich geht es aber, wenn der Federträger eingekürzt wird:
So ähnlich sieht das bei mir aus, Bilder kann ich erst nächste Woche machen..
Der Tank hat aber keine Einkerbung, wo der Auspuff durchgeht.
Ich musste Tank (undicht) und Stoßdämpfer auch schon tauschen. Zwischen Tank und Fahrerkabine war es schon sehr eng für die Stoßdämpfer.
Früher oder später wollte ich prüfen, ob die Hebelstoßdämpfer passen.
Mit Federträger meinst Du die mittlere Befestigung der Blattfeder?
bic hat geschrieben:
Donnerstag 14. August 2025, 18:25
So einer?
Nein, da steht RENAK C70 drauf (Original W311?)
Langsam habe ich den Eindruck, das ist ein W311 mit F9 Karosserie
bic hat geschrieben:
Donnerstag 14. August 2025, 18:25
So kannst du es auch problemlos an der 311er Achse verwenden:
Ja so sieht das aus, nur ohne die abgesetzten Bremsbacken, Federn sind auch hinten.
Bremsbacken habe ich verschiedene, die Löcher für die Versteller gehen mal ineinander über, mal sind es zwei, wie in diesem Bild
Beim Verstellen schieben sich die Bremsbacken auch etwas nach unten, sieht bei mir nicht so schön lackiert aus...
Habe es mit Kupferpaste behandelt.
edit: mir fällt gerad auf, Du hast den "geraden" Handbremshebel drin, meiner ist deutlich "geschwungener" hat das eine Bedeutung?
bic hat geschrieben:
Donnerstag 14. August 2025, 18:25
Oh doch :) Die Kürzerei (Auflaufbacke 105 Grd., Ablaufbacke 90 Grd. Umschlingungswinkel) hat man beim 353er begonnen,
Also ist beim 311er ursprünglich nicht gemacht worden? Ist dann sicher auch nicht die Ursache der "Hängerei"?
Im Reparaturhandbuch für PERSONENKRAFTWAGEN TYP WARTBURG 311, 2. Auflage gibt es für die Fußbremse zwei Kapitel, "5.0601 Fußbremse alte Ausführung" (Vorderachse Siplex) und "5.0602 Fußbremse neue Ausführung" (Vorderachse Duplex), diese sollte dann wohl die eingebaute Bremse sein, ist eine Abbildung F111 (Seite 125) ohne gekürzte Backe
Habe aber verstanden, sollte man machen, dann ist wieder die Frage wie, sind ja aufgeklebt und nicht genietet.
Bei der "alten" habe ich einfach den Belag entsprechend runtergeschliffen, ohne den Träger zu beschädigen, also ist an der Stelle noch etwas Belag drauf.
Die 90°kann man ja relativ leicht ermitteln.
bic hat geschrieben:
Donnerstag 14. August 2025, 18:25
Ach so, wie stellst du eigentlich nach? Gemacht wird das an der HA so:
Ja so mache ich das, auf der linken Seite dann anders herum, vorderer Versteller in Raddrehrichtung, hinterer entgegengesetzt feststellen...

Leider kann ich erst nächste Woche weitermachen, wie gesagt, bei den Federn bin ich mir noch unschlüssig, habe bei Herrn Schinke aber die vermeintlich richtigen gefunden, werden wohl bis nächstes Wochenende ankommen.

Gruß Felorian

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Re: W311 Probleme beim Bremsen entlüften, langer Weg im Pedal

Beitrag von bic » Freitag 15. August 2025, 10:55

Felorian hat geschrieben:
Donnerstag 14. August 2025, 20:02
Früher oder später wollte ich prüfen, ob die Hebelstoßdämpfer passen.
Die passen nur dann, wenn an der Achse die Anlenkungen dafür dran sind - das ist bei 311er-HA nicht der Fall.
Mit Federträger meinst Du die mittlere Befestigung der Blattfeder?
Jo :)
Nein, da steht RENAK C70 drauf (Original W311?)
Langsam habe ich den Eindruck, das ist ein W311 mit F9 Karosserie
Nun ja, das ist wohl bei den meisten F9 der Fall, die wurden so weit es irgendwie ging, auf 311er-Technik umgebaut. Dies schon deshalb, weil originale F9 Ersatzteile irgendwann nciht mehr verfügbar waren. Außerdem ist die 311er-Technik leistungsfähiger.
edit: mir fällt gerad auf, Du hast den "geraden" Handbremshebel drin, meiner ist deutlich "geschwungener" hat das eine Bedeutung?
Der gerade Hebel ist richtig. Vielleicht ist ja der geschwungene Hebel Dein Problem.
Habe aber verstanden, sollte man machen, dann ist wieder die Frage wie, sind ja aufgeklebt und nicht genietet.
Bei der "alten" habe ich einfach den Belag entsprechend runtergeschliffen, ohne den Träger zu beschädigen, also ist an der Stelle noch etwas Belag drauf.
Also einen vorhandenen Belag kürzen, würde ich nicht. So kritsich ist das bei dem bißchen Oldtimerfahrerei nun nicht.

Felorian
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Re: W311 Probleme beim Bremsen entlüften, langer Weg im Pedal

Beitrag von Felorian » Freitag 15. August 2025, 11:47

Ok,
Hatte heute unverhofft noch etwas Zeit, Bremse geht jetzt und eine schöne Runde gedreht.
Auf Deinen Bildern habe ich gesehen, dass die große Feder mit der gekröpften Seite beim Handbremshebel eingehängt wird, dann hat der auch mehr Luft. Die hatte ich falsch herum, muss ich bei der anderen Seite noch prüfen. Ob das das ausschlaggebende war?
Habe dann noch 3mal alles montiert, demontiert, gerüttelt, geklopft bis es dann tatsächlich ging.
Bilder von der Hinterachse habe ich auch gemacht, die stelle ich nächste Woche mal in Ruhe ein...
Als nächstes muss ich mal sehen, wo das Öl aus dem Getriebe rauskommt, können eigendlich nur die Achsantriebe sein.
Irgendwann muss ich ja wieder zur HU :(

Schönes Wochenende :)

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Re: W311 Probleme beim Bremsen entlüften, langer Weg im Pedal

Beitrag von bic » Freitag 15. August 2025, 13:35

Felorian hat geschrieben:
Freitag 15. August 2025, 11:47
Als nächstes muss ich mal sehen, wo das Öl aus dem Getriebe rauskommt, können eigendlich nur die Achsantriebe sein.
In der Regel ja, aber da wirst du nicht viel machen können, das ist eine konstruktive Schwachstelle :( Dadurch, dass die mit den Simmerringen abgedichteten Antriebsgelenke in die Ausgleichkegelräder des Diffs gesteckt sind und diese Räder lediglich Stahl auf Stahl im Ausgleichsgehäuse laufen, ensteht hier früher oder später Luft, welche die Antriebsgelenke aufnehmen. Diese haben dann so viel Radialspiel, dass der Simmerring das nicht ausgleichen kann --> die Folge, es ölt :?

Dagegen hilft dann leider nur ein neues, nicht verschlissenes Differential, was Du aber nicht bekommen wirst. Aus eigener Erfahrung weiß ich zudem, dass selbst dann nach spätestens 10 tsd. km die Öltropfen wieder unten drunter hängen.
Irgendwann muss ich ja wieder zur HU :(
Vorher abwischen :D

rallye123
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Re: W311 Probleme beim Bremsen entlüften, langer Weg im Pedal

Beitrag von rallye123 » Freitag 15. August 2025, 14:37

Hallo Rene

Ich kenne leider das 311 er Getriebe nicht genau, kann man vielleicht aufschweißen und wieder Rundschleifen ?
Bei vielen Getrieben ( auch andere Hersteller ) sind die Schaltgaben verschlissen , da gehts ja auch, mit dem Laser sollte auch der Wärmeeintrag gering sein.

VG Lars

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bic
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Re: W311 Probleme beim Bremsen entlüften, langer Weg im Pedal

Beitrag von bic » Freitag 15. August 2025, 15:56

rallye123 hat geschrieben:
Freitag 15. August 2025, 14:37
... Ich kenne leider das 311 er Getriebe nicht genau, kann man vielleicht aufschweißen und wieder Rundschleifen ?
So komplziert muss man das gar nicht machen, (dünnwandig) ausbuchsen tut es auch. Hat außerdem den Vorteil, dass man dann eine bessere Reibpaarung verwenden könnte, z.B. Stahl/Lagerbronze.


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