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Wartburg 311 Motorreparatur

Verfasst: Freitag 23. Juni 2023, 17:07
von Karlhorst
Vorgeschichte:
Nach meinen Getriebetausch habe ich eine neue Schwungscheibe benötigt.

Die Alte sah so aus und der Ausbau gestaltete sich nicht so einfach, denn mein Vorgänger hatte M10 Schrauben zur Befestigung benutzt. So das kein irgentwie gearteter Schlüssel passt.

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Als Alternative habe ich bei Kleinanzeigen einen günstigen Motor mit Scheibe und einen besseren Kupplung gefunden. Beim Abholen stellte sich dann herraus, das die Schwungscheibe auch gerissen war. Für den Verkäufer kein Problem denn er hatte mehrere zur Auswahl. Und so bin ich noch zu einem Getriebe, Krümmer, Vorschalldämpfer gekommen.

So ist die Idee entstanden den Motor als Ersatzmotor herzurichten.
https://www.youtube.com/shorts/hvvpfuZ6Mpg

Das Drama der Kopfdemontage hab ich ja schon beschrieben, Hier nochmal ein paar Bilder

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Und so sehen die Laufflächen aus:

Zylinder 1
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Zylinder 2
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Zylinder 3
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Nun ist die Frage ob es sich überhaupt lohnt diesen Motor zu Restaurieren. Bisher 3 mal geschliffen. Ob die Risse entfernt werden können?

Re: Wartburg 311 Motorreparatur

Verfasst: Freitag 23. Juni 2023, 17:28
von Karlhorst
Heute habe ich die erten Teile Demontiert.

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Loht sich den Simmerring zu entfernen oder kommt der sowieso wenn das Unterteil entfernt wird. Denn zerstörungsfrei geht das nicht.

Re: Wartburg 311 Motorreparatur

Verfasst: Samstag 24. Juni 2023, 09:42
von bic
Karlhorst hat geschrieben:
Freitag 23. Juni 2023, 17:07
Und so sehen die Laufflächen aus:
....
Nun ist die Frage ob es sich überhaupt lohnt diesen Motor zu Restaurieren. Bisher 3 mal geschliffen.
Wieso nicht? Da ist noch Luft nach oben, bis in den Übermaßbereich hinein - entscheiden wird sein, was für Kolben Du überhaupt bekommst, wenn diese überhaupt erneuert werden müssen.
Ob die Risse entfernt werden können?
Welche Risse? Ich sehe allenfalls ein paar Riefen und da stellt sich die Frage, ob Du nach dem ordentlichen Reinigen z.B. damit:

72.jpg

übethaupt noch etwas davon siehst, hier mal vorher/nachher:

71.jpg
81.jpg

Natürlich sollten man die Töpfe vorher messen, ob diese nicht zu oval/bauchig gelaufen sind. Ist dies der Fall, sollte geschliffen werden, ansonst reicht die Honbürste vielleicht aus. Gilt aber nur, wenn man die alten Kolben weiter verwenden kann, aber auch an diesen lässt sich so einiges machen.

Re: Wartburg 311 Motorreparatur

Verfasst: Samstag 24. Juni 2023, 09:44
von bic
Karlhorst hat geschrieben:
Freitag 23. Juni 2023, 17:28
Loht sich den Simmerring zu entfernen oder kommt der sowieso wenn das Unterteil entfernt wird. Denn zerstörungsfrei geht das nicht.
Selbstvertändlich "kommt" der WDR, wenn Du das Unterteil ab hast und die Welle heraushebst.

Re: Wartburg 311 Motorreparatur

Verfasst: Samstag 24. Juni 2023, 11:35
von Karlhorst
Ich hab das Unterteil entfernt und die Kurbelwelle entnommen. Den einzigen Fehler, den ich bisher finden konnte, ist das Lager zur Kupplung. Das klingt hart aber hat kein Spiel.

An der Kolben minimale Spuren.
Ausmessen: muss ich mir erst was besorgen.
Honbürste kannte ich noch nicht


Der erste Blick
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Die Zylinder
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Die Kurbelwelle

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Ich werde alles wieder verwenden, was sollte man vorsorglich austauschen.
Welche Dichtmasse ist Gut.


Danke

Re: Wartburg 311 Motorreparatur

Verfasst: Samstag 24. Juni 2023, 17:38
von bic
Karlhorst hat geschrieben:
Samstag 24. Juni 2023, 11:35
Ich werde alles wieder verwenden....
Na, schauen wir mal :zwink:

Mach mal erst ein paar aussagefähige Fotos von den Kolben, möglichst allseitig. Wenn da dann keine augenfälligen und unreparierbare Schadstellen dran sind, kannst Du den Block erst einmal mit der Hohnbürste (Korn 180) bearbeiten (Kühlung/Schmierung mit Honöl, Bohröl oder Bremsflüssigkeit). Ist hier dann auch alles i.O. kannst Du Kolben und Block nach gründlicher Reinigung (Block mit Dreikantschaber und rotierender Nylonbürste) weiter verwenden und wirst wohl nicht einmal messen müssen, denn die meisten Motoren haben nie bzgl. des Laufspiels die Verschleißgrenze erreicht.

Übrigens, nach dem Säubern sollte der Block so:

24.jpg
31.jpg

und die Kolben so aussehen:

DSC01976.jpg

Bei den Kolben sind auf jeden Fall die Ringe abzunehmen (Kolbenringzange), diese selbst und deren Nuten zu säubern (Ringe nicht verwechseln!), sowie der Festsitz der Arretierstifte zu prüfen. Die Ölkohle soll nur soweit entfern werden (rotierende Messigdrahtbürste), wie auf meinen Bild gezeigt. Sollten leichte Klemmstellen vorhanden sein, dann später dazu mehr.
was sollte man vorsorglich austauschen.
Die Kurbelwelle :D

Im Ernst, Deine dürfte hinne sein. Dies nicht nur wegen dem kupplungsseitigen Lager (hart laufend und kein Spiel ist ein Ausschlußkriterium, denn da gehören C4-Lager mit ordentlich Radialspiel rein), sondern weil die anderen Lager folgen werden. Deine Welle war nämlich verspannt eingebaut, erkennbar an dem Ölkohlebesatz der Lagersitze im Block/Unterteil und den Lagern selbst. Dies ist i.d.R. die Folge eines ungeeigenten Dichtmittels zwischen Block und Unterteil, welches sich bei der Montage nicht auf einen 0-Spalt pressen ließ und damit die Lager in ihren feinstgebohrten Sitze nicht richtig saßen.

Und damit kommen wir zu Deiner nächsten Frage:
Welche Dichtmasse ist Gut.
Zu DDR-Zeiten haben wir gut verdünnten Nitroreperaturlack verwendet, heute nehme ich sehr, sehr wenig Reinzoplast, welches tatsächlich anders als andere Dichtmittel die Ausbildung eines 0-Spaltes gewährleistet.

Re: Wartburg 311 Motorreparatur

Verfasst: Sonntag 25. Juni 2023, 05:15
von Toni
Kurbelwelle definitiv neu machen, da zu sparen bringt nur Frust mit sich. Und fang nicht mit original neu oder DDR Regeneriert an...

Dichtmassenempfehlung: El-Liq 74 von Elring. Bin sehr zufrieden damit. Ist eine anaerobe Dichtmasse und da wo sie zu viel ist und raus quillt, passiert nichts, weil sie nicht fest wird.
Kam man außen auch gut abwischen für ein schönes aussehen.

Bitte keine Silikondichtmasse verwenden.

Re: Wartburg 311 Motorreparatur

Verfasst: Sonntag 25. Juni 2023, 08:51
von Karlhorst
Super, mit diesen Antworten kann ich was anfangen.
Ich hätte gedacht das ich um eine Kurbelwelle herumkommen.
Das harte Lager hat schon genug Spiel in seitlicher Richtung in der drehenden Richtung aber keins.
Die Ölkohle im Lagesitz ist mir auch aufgefallen.

Zum anderen sind an Kolben 3 der obere Kolpennring fest. Ließ sich auch schwer aus dem Zylinder drücken.

Mit was sichere ich die Nadellager in den Pleuel oder müssen die raus..

Vielen Dank jetzt hab ich erst einmal Arbeit :( 9

Re: Wartburg 311 Motorreparatur

Verfasst: Sonntag 25. Juni 2023, 09:42
von bic
Toni hat geschrieben:
Sonntag 25. Juni 2023, 05:15
.... Und fang nicht mit original neu oder DDR Regeneriert an...
Wieso? Das verstehe ich nicht ganz, eine wirklich werksneue Welle, ist das Beste, was einem passieren kann, die Wellen aus Eisenach waren sehr sorgfältig gebaut:

DSC04449.JPG

Bei zu DDR-zeiten instandgesetzten Wellen kommt es darauf an, wo das gemacht wurde und wer das gemacht hat. Aber auch hier ist die Chance groß, sehr gute Wellen zu bekommen:

86.jpg

Natürlich kann man sich auch eine Welle von Frank Richter bauen lassen, aber günstig wird das nicht. Allen anderen Wellen, welche da so am Markt als "regeneriert" rumgeistern, traue ich nicht. Wie bei dieser, für immerhin € 469,-- angebotenen Welle zu sehen ist, stimmt nicht einmal die Reihenfolge der Hubscheiben, bzw. sind diese sogar von verschiedenen Wellen, so das anzunehmen ist, dass die doch ziemlich umfangreichen (Maß)Anforderungen bzgl. der Instantsetzung der Wellen nicht eingehalten wurden, geschweige, dass diese dem Instandsetzer überhaupt bekannt waren:

Unbenannt.JPG

Also, trau, schau, wem :D

Dichtmassenempfehlung: El-Liq 74 von Elring.
Die bildet aber einen Restspalt aus und das ist ungünstig, daher vielleicht mal zur Erklärung:

Im Werk wurde die Lagergasse feinstgebort und zwar derart, dass die KW-Hauptlager genau die richtige Pressung erhalten, wenn Block und Unterteil stumpf aufeinander liegen und mit dem richtigen Moment verschraubt sind. Demzufolge wurde ursprünglich zwischen Block und Unterteil überhaupt keine Dichtung verwendet, denn diese bildete bei den damalig verfügbaren Dichtmassen zwangläufig einen Spalt aus und verringerte somit die Pressung auf die Lager. Da wohl dann nun doch einige Motoren am Trennspalt zwischen Block und Unterteil sabberten, empfahl man als "Heilung" (ich meine ab dem 39PS-900er) ominös einen "geringen Film eines dünnflüssigen Dichtmittels", ohne hier jemals konkret zu werden. Daher verwendeten wir damals den verdünnten Nitroreperaturlack, denn dieser erfüllte die Anforderung so ziemlich genau - und heute eben das Reinzoplast :)

Re: Wartburg 311 Motorreparatur

Verfasst: Sonntag 25. Juni 2023, 10:02
von bic
Karlhorst hat geschrieben:
Sonntag 25. Juni 2023, 08:51
Mit was sichere ich die Nadellager in den Pleuel oder müssen die raus..
Woher weißt Du, dass Du Nadellager in den oberen Pleuellagern hast? Könnten auch Bronzebuchsen sein :( Was für einen Durchmesser haben eigentlich die Kolbenbolzen? Bei deinen "Kleinfensterkolben" könnten das auch 18er sein, dann hast Du auf jeden Fall Bronzelager.

Drücke bitte erst einmal und auf jeden Fall die Kolbenbolzen mit so etwas aus (keinesfalls Schlagen):

02.jpg

danach weißt Du mehr (Bolzen und deren Einbaurichtung nicht verwecsheln!).

Und keine Angst, falls Du Nadellager hast, bleiben diese dabei im Pleuelauge sitzen. Aber dies ist ohnehin egal, denn diese werden bei einer neuen Welle nicht wiederverwendbar sein. Die Pleuelaugen gibt es nämlich in unterschiedlichsten Toleranzen in deren Abhängigkeit und in Abhängigkeit von den Kolbenbolzen-Toleranzen dann das richtige Nadellager gewählt werden muss:

Unbenannt2.JPG

Schön dabei ist, dass es die Nadellager kaum noch gibt :D

Re: Wartburg 311 Motorreparatur

Verfasst: Sonntag 25. Juni 2023, 13:58
von Karlhorst
nic
Man kann die Lager von unter den Kolbenboden sehen.

Aber ich kann vieles lehrreiches aus dem Text entnehmen.
Danke

Re: Wartburg 311 Motorreparatur

Verfasst: Montag 26. Juni 2023, 18:07
von Toni
Neue original Wellen haben "Standmarken" in den Lagern, das nicht säurefreie Öl er dort die letzten ≈35 Jahre Spuren hinterlassen.
Ich hole meine Wellen ausschließlich bei EKM, definitiv Drehzahlfest, wenn auch etwas teurer.

Nachtrag: Hatte mich oben vertippt, El-Liq 73 nehme ich.

Re: Wartburg 311 Motorreparatur

Verfasst: Dienstag 27. Juni 2023, 19:53
von Karlhorst
Die ersten Teile Sind Fertig.

Ich habe nur einen Kolben bearbeitet. Bei den Anderen warte ich auf eine Kolbenringzange.

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Der neue Zylinderkopf ist auch schon da

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Re: Wartburg 311 Motorreparatur

Verfasst: Mittwoch 28. Juni 2023, 08:09
von bic
Toni hat geschrieben:
Montag 26. Juni 2023, 18:07
Neue original Wellen haben "Standmarken" in den Lagern, das nicht säurefreie Öl er dort die letzten ≈35 Jahre Spuren hinterlassen.
Ja, ich weiß, dies wird oft kolportiert, habe ich aber noch nicht erlebt. Das Problem trifft eher Wellen aus gelaufenen Motoren, da hier durchaus säurehaltige Verbrennungsrückstände entstehen.
Ich hole meine Wellen ausschließlich bei EKM, definitiv Drehzahlfest, wenn auch etwas teurer.
Noch vor 10 Jahren gern, heute würde ich Kurbelwellen-Richter bevorzugen.
Nachtrag: Hatte mich oben vertippt, El-Liq 73 nehme ich.
Fein - das Zeug klebt auch noch ordentlich :D Und eine spaltfreie Montage ist damit wohl auch nicht möglich :?

Re: Wartburg 311 Motorreparatur

Verfasst: Mittwoch 28. Juni 2023, 09:48
von Toni
bic hat geschrieben:
Mittwoch 28. Juni 2023, 08:09
...wohl auch nicht möglich :?
Kennst du das Mittel überhaupt? Ich denke nicht.

Aber wie immer: Ja, du hast recht. :pray: