Hallo aus Rostock,
ich klinke mich thematisch einmal hier ein. Anlässlich dessen, dass ich einen Motorblock (353-1 von 1988) schleifen und honen lassen möchte und gewisse Zweifel auf Erfolg hege, schildere ich einmal den bisherigen Werdegang. Vielleicht hat hier jemand, der bereits mehr Erfahrung mit den Dreizylindern sammeln durfte, noch eine Idee.
Anno 2014 hatten wir für Kumpel Henning einen als Ersatz vorhandenen Motor überholt. Grund dafür war, dass der verbaute Originalmotor beim Abtouren rasselte bzw. tickerte. Heute würde ich dieses Geräusch entweder als Kolbenkippeln (oder/bzw.) Zweitakttickern bezeichnen. Ein typisches Zweitaktmotorengeräusch, immer mal wieder bei dem einen oder anderen Motor vernehmbar, nicht dur am Wartburg.
Wir ließen den Motorblock auf Übermaß schleifen und honen. Verbaut wurden zunächst Nachbaukolben unbekannter Herkunft. Zusammengebaut mit einer neuen Kurbelwelle (rostfreier Altbestand), einem auf 0 gewuchteten Schwungrad etc.. Ergebnis: Der neue Motor klang wie der noch bis dato in Betrieb befindliche. Die Geräuschkulisse nahm auf den ersten Kilometern zu, klang letztlich so (Originalaufnahme):
https://www.youtube.com/watch?v=5nqInTAkLj4
Motor wieder raus, zerlegt, geguckt, selbst vermessen. Einbauspiel 6/100 passt, Zylinder zylindrisch. Komisch. Passende MEGU-Kolben ergattert (wirklich!), Motor erneut zusammengesetzt, eingebaut, kurz gehofft, gleiches Geräusch, aber leiser.
Schnauze voll. Originalmotor wieder rein, weitergefahren.
Vergangenes Jahr dann die Idee, den tickernden Originalmotor des Autos beim Fachmann überholen zu lassen. Mit Rechnung usw., sodass, falls es Stress gibt, dieser sich kümmern muss. Ergebnis: Das gemachte Originalherz des Wartburgs von Kumpel Henning klingt ähnlich wie bei unserer Aktion! Erst ein leichtes, dann stärker werdendes Tickern beim Abtouren. Drrrrr drrrrr drrrrr... Motor wieder raus, zurück zum Fachmann. Der kann es sich nicht erklären, überholt und prüft den Motor erneut, nächstes Schleifmaß. Der Motor kommt zurück, wird eingebaut - unverändert. Fährt gut, hat Leistung, ABER tickert. Fachmann meint: Getriebe ist wohl die Ursache. Mag man wirklich glauben, es war ja immer das gleiche Problem mit dem selben Getriebe. Haben wir noch nicht überprüft. Ich kann es mir irgendwie nicht vorstellen, zumal im Stand bei getretener Kupplung und eingelegtem Gang sich im Getriebe nichts bewegt. Vielleicht hat die Eingangswelle radiales Spiel und wackelt in ihrer Lagerung in der Kurbelwelle... Unterschiedliche Kupplungen änderten auch nichts.
Ortswechsel. Dieses Jahr bei Fa. Bünz in Rostock steht ein Tourist, dessen Motor überholt werden soll. Der Motorblock geht gemeinsam mit drei weiteren Geschwistern nach Anklam (wohin dort genau, weiß ich nicht). Die Motoren kommen zurück, drei klingen gut, der vierte, nämlich jener des Tourist, nicht. Gleiche Geräuschkulisse wie bei Hennings Motor, sogar noch lauter. Die Mannschaft der Firma Bünz zerlegt und probiert, schleift nochmal, baut noch eine neue Welle ein, ein anderer Motorblock wird genommen und geschliffen - unverändertes Tickern. Und das auch, wenn der Motor im ausgebauten Zustand läuft, also nicht am Getriebe angeflanscht ist.
Und nun komme ich. Bisher habe ich seit 2009 einige Gebrauchtmotoren zerlegt, überprüft, gemessen und wenn die Teile m.M.n. in Ordnung waren, sich der Verschleiß in Grenzen hielt und auch kein Rost oder größere Geräusche in und an den Lagern zu erkennen war, wieder zusammengesetzt. Darunter sind einige Motoren, die bis heute laufen und für mich kerngesund klingen. Kein Lagerrauschen, kein Tickern, Rasseln o.ä.. Will damit nur sagen, dass ich durchaus in der Lage bin, einen Wartburgmotor zu zerlegen und wieder zusammen zu setzen und er danach auch vernüntig läuft und klingt. Glaube ich zumindest.
Aber mit geschliffenen Motorblöcken sind die bisherigen Erfahrungen eher schlecht. Und ich weiß nicht, was des Rätsels Lösung ist. Warum hat mein lieber Freund Henning so immenses Pech mit seinem Wartburgherz, und scheinbar nicht nur er allein?
Ich möchte, aufgrund eines Lagerkäfigschadens mit entsprechenden Folgen, nunmehr auch den Motor meines jüngsten Neuerwerbs überholen. Mich plagt jedoch die „Angst“, dass nach dem Bohren und Honen dieser dann auch so besch***** klingt, wie so manch anderer, den ich in den letzten Jahren hören durfte.
Daher die Frage: Hat hier jemand Erfahrungen bzw. weiß, woher genau das Zweitakttickern oder Kolbenkippeln oder... herrührt und wie es zu vermeiden ist?
WHIMS sagt „bauchiges Honen im Bereich der Steuerkanäle führt zu bekanntem Zweitakttickern“. Messtechnisch war in diesem Bereich aber alles ok an Hennings Motor (zumindest bei dem ersten, den wir selbst zusammengebaut hatten).
Danke für Eure Mühen, für's Lesen & Antwort
LG Alex