Karlhorst hat geschrieben: ↑Freitag 18. Juni 2021, 08:53
... Ich sitze im Auto bei stehendem Motor. Jetzt kann ich mit dem Schalthebel mit und ohne getretener Kupplung alle Gänge einlegen, wobei der Erste etwas haklig ist...
Das ist doch schon erst einmal ein Wort

Das der Erste etwas hakelig geht, ist normal (wie ich bereits schrieb). Ohne hakeln geht es nur dann, wenn rein zufällig bei den beteiligten Rädern Zahn auf Lücke steht, was wohl selten genug vorkommt.
Lasse ich den Motor an, trete Küpplung, lässt sich ohne viel Gewalt der Rückwärtsgang leicht einlegen, den erste Gang lege ich meist so ein das ich erst in den zweiten Schalte und von dort ganz leicht in den Ersten schalten kann. Wenn ich jetzt fahre, lassen sich erster und zweiter Gang ohne viel Druck aufs Gestänge auszuüben schalten. Will ich aber aus dem zweiten in den Dritten schalten sperrt sich das Getriebe. Heist ich bekomme die Zahnräder nicht in Eingriff, bei mehr Druck dann entsprechende Geräusche.
Schau Dir bitte einmal den Kraftfluß beim 3. und 4. Gang an:
Dieser kommt dadurch zustande, dass bei beiden Gängen die verschieb- aber auf der Welle nicht verdrehbare Synchronschiebemuffe (mittels des Schalthebels) entweder nach rechts oder nach links verschoben wird und diese dadurch das Losrad des jeweiligen Gangs verdrehsicher mit der Welle "verkoppelt". Wenn nun bei Deinem Versuch den 3. oder 4. Gang einzulegen Zahnputzer-Geräuche entstehen, bedeutet das nichts weiter, als dass Du die Schiebemuffe tatsächlich auf der Welle verschieben kannst, daher die Schalteinstellung eigentlich i.O. ist. Wäre dies nämlich nicht der Fall, bekämst Du die Schiebemuffe erst gar nicht bewegt (verschoben) und Geräusche könnten nicht auftreten, die Muffe bliebe in Leerlaufstellung.
Das sich bei Dir nun der 3. und 4. Gang trotzdem nicht einlegen lässt, bzw. hierbei Geräusche auftreten, ist leicht erklärbar. Schau Dir bitte dazu einmal dies an:
Die einzelnen Ziffern bedeuten:
- 1 = 1. Gang Festrad
- 2 = 1. Gang Schieberad und gleichzeitig Schiebemuffe 2. Gang
- 3 = 2. Gang Festrad
- 4 = 2. Gang Losrad
- 5 = 3. Gang Losrad
- 6 = 3. Gang Festrad
- 7 = 4. Gang Losrad
- 8 = 4. Gang Festrad
- 9 = 3. und 4. Gang Synchronschiebemuffe
Bekannt sollte nun ja sein, dass die Getriebeausgangswelle (manchmal auch als Vorgelegewelle bezeichnet) über den Achsantrieb (Differential) fest mit den Räder verbunden ist (den Freilauf nehmen wir hier mal aus), daher deren Drehzahl von der (Roll)Geschwindigkeit des Autos abhängig ist. Ebenso fest angebunden sind dann natürlich auf die Festräder des 3. und 4. Ganges (Nr. 6 und 8 ) welche dann die auf der Getriebeeingangswelle freidrehenden Losräder (Nr. 5 und 7) je nach Übersetzungsverhältnis antreiben. Man kann daher sagen, dass letzten Endes also auch die Losräder des 3. und 4. Ganges fest an die (Roll)Geschwindigkeit des Auto gebunden sind.
Wenn man nun aus der Leerlaufstellung des 3. und 4. Ganges einen der beiden Gänge einlegt, bzw. zwischen diesen hin- und herschaltet, wird zuerst die (zweitéilige) Synchronschiebemuffe gegen das jeweilige Losrad geschoben (welches sich ja mit einer vorgegebenen Geschwindigkeit dreht - siehe vor). Dadurch nimmt die Muffe über den Synchronkegel die Umdrehungsgeschwindigkeit des Losrades an und gibt diese gleichzeitig (da nicht verdrehbar) an die Getriebeeingangswelle weiter. Ist hier dann bei der Umdrehungsgeschwindigkeit annähernd Gleichstand erreicht, rutscht die Muffe noch ein Stück weiter und "rastet" in die seitlichen Zähne des jeweiligen Losrades ein - der Gang ist eingelegt

Da bei diesen Schaltvorgängen nun die Getriebeeingangswelle die jeweilige Umdrehungsgeschwindigkeit der Losräder annimmt (annehmen muss), funkioniert dies nur dann, wenn die Getriebeeingangswelle absolut frei drehen kann und nicht über die Kupplung mit dem Motor und dessen Drehzahl gekoppelt ist - anderenfalls putzt man die (seitlichen) Zähne
Hier wird nun bei Dir der Hase im Pfeffer liegen

Es schient bei Dir nicht zu gelingen, beim Schaltvorgang die Drehzahl der Getriebeeingangswelle auf die der Losräder zu bringen. Die Ursache hierfür ist dann eine nicht vollständig trennende Kupplung, dies vielleicht auch noch in Verbindung mit einer verschlissenen Synchonisation. Also schau Dir zuerst einmal Deine Kupplung an, mit einer nicht mehr so ganz wirksamen Synchonisation kann man leben, wenn man sich beim Schalten etwas Zeit nimmt. Die Kupplung aber
muss trennen!
An sonst - dass bei Dir das Schalten im 1./2. Gang trotzdem funktioniert, liegt ganz einfach daran, dass hier nicht die Getriebeeingangs-, sondern die Getriebeausgangswelle in der Drehzahl angepasste wird. Bei dieser wirkt dann der Freilauf, diese lässt sich dann unabhängig von der Kupplung frei drehen. Sperrt man jedoch den Freilauf, geht auch hier dann das Zähneputzen los
