10er Keilriemenscheibe ?

[AlterOssi]

Hallo,

durch den Motorschaden an meinem Wartburg suche ich derzeit nach einem ATM. Da ist mir aufgefallen, dass es Motoren gibt die eine sog. 10er Keilriemenscheibe. Heißt das, dass die Breite des passenden Keilriemen 10 mm ist?

wie bei dem hier:https://www.ostmobile-shop.de/p/motor-1 ... 3120105360

Mein alter Motor hatte eine Keilriemenscheibe mit 13 mm breitem Keilriemen. Wenn ich mir jetzt einen Motor mit der besagten 10er Keilriemenscheibe hole, muss ich dann die Scheiben der Wasserpumpe, Lima und Lüfterrad auch auf 10mm umbauen? Ich habe eine externe Wasserpumpe.

[Toni]

Musst du, ja, aber mir ist keine schmale Scheibe für die alte Wapu bekannt.
Warum nicht den defekten Motor instand setzen?

Von gebrauchten Motoren (die grundsätzlich nur 15-25.000km gefahren wurden... ) rate ich ausdrücklich ab.

Investiere EINMAL ein paar Euro in was vernünftiges, woran du lange Freude haben wirst.

[bic]

Das ist ja auch kein originaler 311er Motor (900er = 309, 1000er = 312) sondern 353er Mischling, konfektioniert zum Einbau in den 311er. Und alle 353er hatten einen Schmalkeilriemen (SPZ) und damit keine 10er, sondern eine 9,7er Keilriemenscheibe.

An sonst würde ich persönlich diesen Motor nicht nehmen, da ihm der Drehschwingungsdämper fehlt und man nicht weiß, wie sich die Kiste verhält. Das kann, muss aber nicht gut gehen und dann zerlegts Dir die KW wegen Drehschwingungen. Außerdem erscheint mir der Preis von 1800,-- € absurd hoch.

Z.B. Kurbelwellen-Richter bietet z.Z. das Überholen einer solchen KW, wie Deiner für 596,- € und ORP das Bohren und Honen des Block für 199,92 € an. Dann hast Du noch gut 1.000,-- für die Kolben, dafür bekommst Du dann gleich mehrer Sätze Wenn Du dir dann z.B. bei Richter die oberen Pleuelaugen auf Nadellager umbauen lässt (falls dies nicht schon so ist), kannst Du jeden 1.000er Kolben verwenden, am besten die Kurzhemdkolben, mit deren Steuerzeiten hast Du von vornherein 45PS oder mehr. Zudem dürften bei den gespaarten 1.000,-- € auch noch das Planen des Blocks und des Zylinderkopfs drinn sein und auch das Aus-/Abdrehen der Schwungscheibe nebst deren Auswuchtung auf 0.

Klar, logistisch etwas schwieriger, als bei Friedrichs einzukaufen, aber dann hättest Du einen Motor besser als in Werksqualität, welcher Dich im Oldtimer gefahren, sicher überleben wird.

[AlterOssi]

Danke Toni, danke bic,

ich glaube der Motor der beim meinem W dabei war, ist auch schon ein Austauschmotor. Siehe Bilder

<Achtung wieder gefährliches Halbwissen>: Der Motorblock sieht aus wie vom 353 aber die Kurbelwelle hat die Aufnahme von der 13 Riemenscheibe. Also den Zapfen mit Gewinde (also 311/313). Die Pleuelstangen haben schon die Nadellager für die Kolben.<Halbwissen ende>

Ich habe angst dass die Lagersitze im Motorgehäuse in Mitleidenschaft gezogen wurden und die Lager zu viel spiel haben. Kann man das irgendwie erkennen?

Ich habe, bevor ich den Motor ausgebaut habe, noch die Kompression gemessen und die war auf allen Zylindern 6-6.2 Bar. Also noch ok.

[bic]

... ich glaube der Motor der beim meinem W dabei war, ist auch schon ein Austauschmotor. Siehe Bilder

<Achtung wieder gefährliches Halbwissen>: Der Motorblock sieht aus wie vom 353 aber die Kurbelwelle hat die Aufnahme von der 13 Riemenscheibe. Also den Zapfen mit Gewinde (also 311/313). Die Pleuelstangen haben schon die Nadellager für die Kolben.<Halbwissen ende>

Jo, das ist ein 353/1 Zylinderblock, eben auch konfektioniert für den Einbau im 311er --> daher zusätzliche Bohrungen für das "kleine" Unterbrechergehäuse und für die seitliche Wasserpumpe (wer auch immer das gemacht hat). Dieser Motorblock und der des 312-Motors (W311) haben die gleiche Lagergasse für die KW, daher sind die KW untereinander austauschbar. Allerding ist vom Typ der KW abhängig, welches Zündgehäuse man verwenden muss, bei einer 353er-Welle eben das große mit dem seperat gelagerten Unterbrechernocken, bei der 312er-Welle das kleine Gehäuse.

Ich habe angst dass die Lagersitze im Motorgehäuse in Mitleidenschaft gezogen wurden und die Lager zu viel spiel haben. Kann man das irgendwie erkennen?

Schwer vorstellbar, da Guß sich nicht schmieden lässt. Und erkennen kann man das, wenn man einen Innenmeßtaster, welcher im 1/1000 Bereich auflöst und man die erforderliche Passung kennt Mach mal ein (hochauflösendes) Foto von den Lagersitzen und von der Gehäusetrennfuge, ich hab da so einen Verdacht.

Ich habe, bevor ich den Motor ausgebaut habe, noch die Kompression gemessen und die war auf allen Zylindern 6-6.2 Bar. Also noch ok.

Ok wären 7,5 bar Außerdem kommt es darauf an, wie gemessen wurde, so gehts:

[AlterOssi]

Schwer vorstellbar, da Guß sich nicht schmieden lässt. Und erkennen kann man das, wenn man einen Innenmeßtaster, welcher im 1/1000 Bereich auflöst und man die erforderliche Passung kennt Mach mal ein (hochauflösendes) Foto von den Lagersitzen und von der Gehäusetrennfuge, ich hab da so einen Verdacht.

Unbenannt.JPG

Danke erstmal ,
ich hab mal ein Video davon gemacht. Hier kann man auch gut die Kurbelwelle und die Lagersitze im Block sehen:

https://youtu.be/KhvVP3IwjoI?si=7JF9Awq8bKvkRqSh

Kurbelwelle ab Minute 1:22
Lagersitze ab Minute 4:00

[bic]

Danke erstmal ,
ich hab mal ein Video davon gemacht. Hier kann man auch gut die Kurbelwelle und die Lagersitze im Block sehen:

Aha, dachte ich es mir schon - DDR-typische "Verbesserungsmaßnahmen" Ich hatte mal einen Motor zum Richten, da war es noch einen Ticken schlimmer als bei Dir:

Da hatte es jemand "gut" gemeint und augenscheinlich noch gleich die KW-Lager mit eingedichtet. Nach dem Reinigen mit dem Dreikantschaber (keinesfalls mit Feile, Schleifpapier oder sonstigen materialabtragenden Zeugs):

und mit einer Kunststoffbürste in der Bohrmaschine/Akkuschrauber, sah es dann wieder so aus:

keine Schäden, wieder voll einsatzfähig.

An sonst sollte man nicht vergessen, dass die Lagergasse ab Werk im verschraubten Zustand Block/Unterteil feinstgebohrt wurde und hier genaueste Passungen vorliegen. Daraus folgen drei Dinge:

1. Block und Unterteil bleiben ihr Leben lang zusammen (identische Nummerierung), ein Mischen mit anderen Teilen ist nicht möglich
2. die Lager und Labyrintdichtungen sitzen "nackig" in ihren Sitzen
3. die Dichtfläche zwischen Block und Unterteil sollte mit einem "Nullmaß"-Dichtmittel abgedichtet werden

---> da man hier immer nur drei Bilder pro Beitrag hoch laden kann, weiter im nächsten -->

[bic]

Beim Abdichten von Block und Unterteil werden aber oft Fehler gemacht, da nicht darauf geachtet wird, dass die üblichen Dichtmittel alle einen Restspalt ausbilden und dadurch der Sitz der KW-Lager ruiniert wird. Daher haben wir früher dünnflüssigen Nitroreparaturlack als Dichtmittel verwendet, heute nehme ich Reinzoplast und diese Menge ist schon üppig (übrigens, die Dichtfläche Block/Unterteil genau so reinigen wie die Lagersitze!):

An sonst zu Deinem Block/Kolben ... mit den Kolben hatte ich wohl recht, diese sin glatt wie eine Konderpopo, dies entweder eben durch "Kraftsoffüberschwemmung" oder übermäßigen Verschleiß (sieht man in den Zylindern eigentlich noch einen Kreuzschliff?). Mehrere 10 tsd. km gelaufene und dann gereinigte Kolben sehen eigentlich so aus:

Ich würde Dir empfehlen, den Motor auf jeden Fall einmal auszumessen, die Kolben mit einer Micrometerschraube und die Zylinder mit einem Wackelmax. Dann kannst du immer noch entscheiden, ob es sich lohnt, Block und Kolben so weiter zu verwenden.

[AlterOssi]

Hallo Danke erstmal.

sieht man in den Zylindern eigentlich noch einen Kreuzschliff?

Nein sieht man nicht.

Ich würde Dir empfehlen, den Motor auf jeden Fall einmal auszumessen, die Kolben mit einer Micrometerschraube und die Zylinder mit einem Wackelmax. Dann kannst du immer noch entscheiden, ob es sich lohnt, Block und Kolben so weiter zu verwenden.

Mach ich. Aber wie erkenne ich dann ob die Lagersitze nicht mehr IO sind? Gibt es da Tolleranzgrößen? Sind die bekannt?

Im Video sieht man auch, dass ein Loch der Anlasserhalterung durchgerissen ist. Ist das ein Ausschlußkritärium? Kann man das schweißen lassen?

[bic]

Nein sieht man nicht.

Na dann ist Dein Motor am Ende seiner Lebenszeit angekommen und es steht das ganz große Kino an, daher bohren, honen, neue Kolben

Mach ich. Aber wie erkenne ich dann ob die Lagersitze nicht mehr IO sind? Gibt es da Tolleranzgrößen? Sind die bekannt?

Dazu schrieb ich schon etwas und Passungsangaben würden Dir nix nutzen, da Du im 1/1000 Bereich ohnehin nicht messen kannst und schon gleich gar nicht die Flucht der Lagergasse. Aber glaub mir, Deine Sitze gehen i.O., wenn Du meinen Rat bzgl. des Dichtmittels zwischen Block und Unterteil befolgst, bekommen die Lager auch genügend Pressung. Übrigens, das von Dir rausgepulte Zeugs, war Asbestschnur - die hat da nichts zu suchen (und nicht, weil es halt Asbest ist)

Im Video sieht man auch, dass ein Loch der Anlasserhalterung durchgerissen ist. Ist das ein Ausschlußkritärium? Kann man das schweißen lassen?

Schweißen, Hartlöten, Wiglöten - alles was man halt bei Grauguß so machen (lassen) kann. Auch eine stabile Lasche darüber zu setzten ist denkbar, sieht dann natürlich doof aus.

Übrigens, wie habt Ihr denn die Schwungscheibe gewuchtet? Da würde ich professionell machen lassen, dann kommt auch so etwas heraus:

[AlterOssi]

Update,

ich habe jetzt die Kurbelwelle von Kurbelwellen-Richter zurück (Danke an Bic für den Tip) und der Block nebst Zylinderkopf sind bei Keilig zum Hohnen und Planen. Die stellen auch neue passende Kolben dafür zur Verfügung.

[bic]

Na dann, viel Glück

Mach Dir aber bitte vor dem Zusammenbau des Motors die Mühe und miss die Bohrungen und die Kolben aus. Nicht das Du hernach Dein blaues Wunder erlebst. Pleuel auswinklen wird jedoch schon Frank Richter erledigt haben, im Zweifel einmal nachfragen.