Autokauf in der DDR - wie lief das ab?

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Wartfan
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Autokauf in der DDR - wie lief das ab?

Beitrag von Wartfan » Freitag 24. März 2017, 23:06

Morgen an alle,

es ist mal wieder soweit. Ich habe schon mehrmals fragen zu dem Alltäglichen Leben in der DDR gestellt. Kurz für alle neuen ich komme aus den alten Bundesländer und habe auch niemanden in der Verwandschaft den ich wegen den ganzen Dingen die mich so interessieren ansprechen könnte.
Daher stelle ich die fragen hier was bisher auch noch nicht negativ aufgenommen wurde. Daher hoffe ich euch stört folgende Frage nicht.

Ich würde einfach mal gerne wissen wie ein Autokauf so Tatsächlich abgelaufen ist. Vom Anfang bis zum Ende. Literatur und unterlagen sowie Dokumentationen im Fernsehn gehen darauf so gut wie nie ein. Es wird immer nur kurz einmal Angeschnitten und aus vielen verschiedenen Quellen habe ich nur ein paar Informationen die ich Mühsam über lange Zeit zusammen geglaubt habe.
Es ist für jemanden der niemanden hat den der fragen kann gar nicht so leicht so etwas herauszufinden. Deswegen kann ich nicht einmal sagen ob das stimmt was ich weiß. Korrigiert mich daher bitte.
Ich schreibe daher auf was ich weiß. Würde mich sehr sehr freuen wenn ihr meinen Wissensstand komplettieren würde da ich mich sehr für diese kleinen Details Interessiere. Mein Wissenstand ist:

Jeder DDR-Bürger erhielt mit dem erreichen des 18 Lebensjahr die Berechtigung einen PKW zu bestellen. Wohlgemerkt nur EINEN. Dazu musste man in eine der IFA-Vertriebsstellen oder auch Autohäuser genannt. Hier konnte man sich nun sogar einige der heiß begehrten neuen PKW ansehen.
Außerdem wurden einem natürlich die Möglichkeiten aufgezeigt welche Fahrzeuge man bestellen konnte. (Wartburg,Trabant,Moskwitch,Saporoshez,Skoda usw)
Zusätzlich gab es zumindestens Theoretisch die Möglichkeit der Ausstatungsauswahl. So konnten WUnschfarbe Ausstatungslinie usw ausgesucht werden.

Und hier beginnen die Lücken. was ich jetzt nurnoch weiß ist das man irgend eine Nummer erhalten hat. Das man dann auf einer Liste die Irgendwo Aushang sehen konnte wann diese zur Auslieferung bereit stand. Aber stimmt das? Wo hing die Liste.
Außerdem soll es auch unbeliebte Autos gegeben haben welche Sofort erhältlich waren. Oft genannt Saporoshez und später auch Moskwitch. Aber stimmt das mindestens vom Mossi kann ich selber sagen es ist ein recht gutes Auto. Sapo hab ich noch nie gesehen.

Hier geht es jetzt wieder weiter. Hatte man also eine Bestellung getätigt, nehmen wir jetzt einfach mal einen Wartburg, konnte es sehr gut passieren das man irgendwann einen Brief bekam in dem einen eine alternative Vorgeschlagen wurde. Z.b. Ihr Wartburg dauert noch aber wir hätten einen Moskwitch zum gleich abholen. Stimmt das?

Ist nun "der Tag der Abrechnung" gekommen musste die höhe des Kaufpreises komplett in Bar auf den Tisch gelegt werden. Und hier sind wieder große Lücken. Bekam man per Post bescheid? Gab es eine Zentrale abholstelle? Abholung im Autohaus? Wie lief das genau ab. Das einzige was ich noch weißt ist das man abwarten musste aufgerufen wurde und dann zwischen ein paar (2 oder 3) Autos die Auswahl hatte. Also man ist rein es hieß zwischen diesen Fahrzeugen können sie sich entscheiden. Dann konnte man noch nachsehen ob das Fahrzeuge etwaige Mängel aufwies welche dann noch beseitigt wurden und schlusendlich konnte man den Hof mit einer minimalsten Tankfüllung die wirklich nur bis zur nächsten Tanke reichte den Hof verlassen.

So ich hoffe ihr könnt mir wieder weiterhelfen :D

Butzemann
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Re: Allgemeinwissen

Beitrag von Butzemann » Montag 27. März 2017, 17:59

Viel helfen kann ich dir nicht, da meine Bestellung erst im Jahre 1996 ausgeliefert worden wäre. Ich habe nur gebrauchte Wagen gefahren.
Bei uns in der IFA-Verkaufsstelle hing eine Papptafel auf der man ersehen konnte welcher Bestellmonat und Jahr gerade ausgeliefert wurde.
Die lange Wartezeit erübrigte wenigstens die Aufnahme eines Kredites da man genug Zeit zum sparen hatte :-)

mfg Gert

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Jugendtraum
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Re: Allgemeinwissen

Beitrag von Jugendtraum » Dienstag 28. März 2017, 10:25

Also eine Warteliste kenne ich nicht. Man hat sich für ein Auto angemeldet, es war eigentlich völlig Wurst, für was. Wenn Du dran warst, bekamst Du eine Karte und wurdest beim IFA-Vertrieb vorstellig. Hier hat man Dir dann gesagt, was verfügbar ist. So hatte mein Großvater ne Anmeldung für einen Wartburg und bekam nach 7 Jahren schon Bescheid, kannst ein Auto haben. Also hin in die Rummelsburger (war der Vertrieb und Auslieferungslager in Berlin) und man eröffnete ihm, das er sofort einen Dacia haben könne. Besteht er auf Warti, müsse er doch noch länger warten. Also Dacia gekauft.

Auf meine 83er Anmeldung Skoda 105S hätte ich im Frühjahr 1990 einen 1.3er bekommen können, da stand jedoch schon der Toyota vor der Tür... :D

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stephanw
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Re: Autokauf in der DDR - wie lief das ab?

Beitrag von stephanw » Mittwoch 29. März 2017, 13:58

Wartfan, da weißt Du ja einiges, Respekt. So viele Details sind mir dazu gar nicht bekannt. Meine Eltern hatten seit Mitte der Siebziger eine Anmeldung, die dann 87 reif war. Ein paar Details (Wunschfarbe, Ausstattung) konnten sie ein paar Monate vorher in so einer IFA-Stelle aussuchen. Zwar stimmte die Farbe bei der Abholung nicht, aber das war dann auch nicht mehr so wichtig. ;-) Kurze Probefahrt um den Block, fertig. Später wurde die Kiste noch zu einem Betrieb zur Hohlraumkonservierung gebracht.

Sapo, ja. Später sah ich dann mal in Zeitschriften einen NSU Prinz - da dachte ich sofort "Sapo" :-) .

Das mit den 18 Jahren ist mir neu. Ich dachte, dass die Knappheit unter anderem auch entstand, weil manche Leute schon für ihre Kleinkinder anmeldeten?! Waren nicht auch fällige Anmeldungen begehrte Handelsware?
Dieses Schreiben wurde maschinell erstellt und ist ohne Unterschrift gültig.

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Re: Autokauf in der DDR - wie lief das ab?

Beitrag von EMST » Mittwoch 29. März 2017, 14:50

Das mit 18 Jahren erst angemeldet werden durfte macht sinn - volljährigkeit in der DDR. Ja fällige oder nahe Auslieferungen wurden wohl gehandelt wie an einer art schwarzmarkt Börse. So kostete der 1.3 dann 1988 / 1989 (vor dem Mauerfall) schwarz irgendwas um die 40.000 bis 45.000 Mark für die standard Limo. Bei den S-Varianten wurde es dann dementsprechend auch teurer.
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Re: Autokauf in der DDR - wie lief das ab?

Beitrag von timi » Mittwoch 29. März 2017, 19:47

so teuer war der nicht....ich kram am we mal bei meinen eltern...da ist der orginal kaufvertrag für meine standart limo....
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Re: Autokauf in der DDR - wie lief das ab?

Beitrag von Arndt Fritzsche » Mittwoch 29. März 2017, 20:52

...
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Re: Autokauf in der DDR - wie lief das ab?

Beitrag von Jürgi » Donnerstag 30. März 2017, 08:23

Also mein 1.3S kam im Juli 1989 ca. 32.500 M. Leider hab ich Hirnie beim Kauf die Original-Unterlagen nicht mitgenommen :wimmer:
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Re: Autokauf in der DDR - wie lief das ab?

Beitrag von EMST » Donnerstag 30. März 2017, 10:51

gern wurden auch Autos sofort nach dem Kauf dann weiter verkauft - das meine ich mit schwarz ;) daher auch die 40.000 - übrigens kam das von einem meiner älteren Arbeitskollegen die Geschichte ist also verbürgt
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Re: Autokauf in der DDR - wie lief das ab?

Beitrag von timi » Donnerstag 30. März 2017, 16:13

.....da sind sie....und sogar vollgetankt haben sie ihn...
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Re: Autokauf in der DDR - wie lief das ab?

Beitrag von EMST » Donnerstag 30. März 2017, 21:12

66 Mark für 40L Benzin?! Das sind 1,65M pro Liter

Danke für das Dokument Timi!
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Re: Autokauf in der DDR - wie lief das ab?

Beitrag von timi » Donnerstag 30. März 2017, 21:18

oder 0,165€ pro liter :D ...günstig :mrgreen: ....ergo 6,93 für eine komplette tankfüllung :ddaum:
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Re: Autokauf in der DDR - wie lief das ab?

Beitrag von EMST » Donnerstag 30. März 2017, 21:27

Wobei 66 Mark ja auch schon eine Stange Geld waren
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Re: Autokauf in der DDR - wie lief das ab?

Beitrag von Wartfan » Freitag 26. Mai 2017, 21:24

Hi. Ja super vielen dank für die ganze positive Rückmeldung. Für mich wirklich alles sehr interessant zu lesen. Ganz ehrlich und vielen dank für das Kompliment zum Thema das ich schon was herausgefunden habe :D

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