Re: Zeitungsberichte-, Bücher-, Scans
Verfasst: Freitag 8. April 2016, 00:29
Wir haben uns für einen Wartburg entschieden!
http://forum.wartburg13.de/
Friesentrabi im Pappenforum hat geschrieben:Kleine Rezension (und sonstiges Geschwafel) gefällig? Wird'n bisschen länger. Naja, wenn nicht, dann einfach zum nächsten Beitrag weiter scrollen.
Vorausschicken muss ich, dass ich nicht den geringsten Schimmer davon habe, eine Zeitschrift zu „machen“, geschweige denn erst mal auf die Schiene zu bringen. Aber es kostet sicherlich viel Arbeit, Mühe, persönlichen Einsatz und Geld. Zudem handelt es sich ja um eine Nische der Autoliebhaberei, die sich allerdings nun langsam aber sicher zur echten Oldtimerei entwickelt hat.
Ich konnte auch schon langsam das Unwort „Kult“ nicht mehr hören, wenn sich mal jemand wieder „Erich den Kleinen“ (mein Trabant) oder „Otto den Großen“ (mein Wartburg) anschaute und man unbedingt noch etwas wohlwollendes sagen wollte. Z.B. derart: „Boah, der, wie heißt dat noch....Trabbi, ne..., ist aber super erhalten, ddo, und so was von Kult....(Klopfgeräusche auf Duroplast erklingen). Alles aus Plastik, ne...“. :rolleyes: 'Nein, er ist nicht besonders gut erhalten und für mich schon gar nicht Kult und erst recht nicht ganz aus Plastik', dachte ich mir dann immer und grinste dennoch freundlich. Der gleiche Satz (oder so ähnlich – aber auf jeden Fall mit dem Begriff „Trabbi“) kam auch schon mal beim Otto. Nur waren da Klopfgeräusche auf Blech ( ) zu hören. :hau:
Ich hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass ein solches Zeitschriftenprojekt angegangen wird. Umso mehr freute ich mich, als ich in Magdeburg den Flyer in den Erich geworfen bekam, auch wenn ich hier im Faden nochmal dumm nachfragte.
Der Titel:
Deluxe deutete es an: Hier wird, für den Nichteingeweihten nicht gleich erkennbar nicht nur auf eine spezielle Kraftstoffqualität des ehemaligen Ostblocks, sondern auch auf die historisch-fahrzeugtechnische Zeitschriftenpalette der ehemaligen DDR hingewiesen. Überaus durchdacht, verschmitzt und gelungen, wie ich finde.
Das Äußere:
Ein mMn frisch und modern gestaltetes Layout lacht mich an, dass durchaus einen eigenständigen Charakter besitzt. Das Papier wirkt hochwertig und überaus strapazierfähig und hervorragend geeignet für den geneigten „Zerleser“. Aber natürlich nicht nur für diesen. Das Heft signalisiert sofort: Hier handelt es sich um ein Produkt, in dem es um Fahrzeuge aus dem ehemaligen Ostblock und der Liebhaberei dazu geht und nicht vordergründig um die sogenannte Ostalgie. Hier wird also nicht lediglich eine Vergangenheit beschworen, sondern es wird klar, dass es um das ernsthafte und ernstzunehmende Hobby der Oldtimerei geht.
Das Inhaltliche:
Die Themen der Artikel dieses Premierenheftes wirken mit Bedacht ausgewählt. Und es sind zunächst wenige Themen, die aber überaus gehaltvoll sind und durchaus in die Tiefe gehen. Es gibt sicherlich Experten unter uns, für die es keine oder nur wenige Neuigkeiten gibt. Das Gros der Leserschaft dürfte allerdings durchaus mit vielen neuen Erkenntnissen überrascht worden sein. Für mich gilt dies jedenfalls, z.B. bzgl. des Wartburg 355, dem Aktivisten oder dem Ural-375D.
Und gleich im ersten Heft wird klar: Zum einen wird von Nichtkennern die Vielfalt der Fahrzeuge, die es im Ostblock gab, weithin unterschätzt. Zum anderen wird hier nicht nur an der Oberfläche gekratzt, wie es in vielen kommerziellen Publikationen zu diesem Themengebiet immer wieder geschieht. Hierbei geht der Schreibstil nicht nur trocken in die Theorie, sondern gestaltet sich auch höchst unterhaltend.
Interessanterweise geht es auch nicht nur um Autos, sondern auch um Menschen, die, wie im Falle des jungen Herrn Wünsch (Wendebaujahr ), entweder direkt behandelt werden oder eben sehr gut in den Text integriert werden. Was wären unsere Fahrzeuglieblinge ohne die Fahrer und Dienstleistungsspezialisten?
Außerdem gibt es noch Rückblicke auf die wichtigsten Treffen und Terminausblicke auf folgende sowie ein lobenswerter Unterstützungsversuch für ein soziales Projekt, dem Mukoviszidose e.V., der hier mit der Versteigerung eines Lada 2107 startet.
Die Vorschläge:
So eine Zeitschrift ist ja ein lebendiges Produkt und lebt u.a. auch vom Mitmachen. Da sind selbstverständlich auch die Leser gefordert. Ich könnte mir vorstellen, dass es zukünftig evt. einen Kurznachrichtenblock und einen Abschnitt für Leserbriefe (für eine Erstausgabe natürlich sinnbefreit) geben könnte. Ein Kleinanzeigenteil ist ja bereits angekündigt. Interessant wäre für mich auch ein Hintergrundbericht zur Entstehung der Zeitschrift, auch wenn Deluxe schon das eine oder andere hier berichtet hat.
Das Resümee:
Diese Erstausgabe ist ein äußerlich und inhaltlich hochwertiges Produkt. Und das, obwohl es die erste Ausgabe ist. Und das verspricht viel für die Zukunft, wie ich meine. Denn ich bin überzeugt, dass noch viel sowohl an Potenzial in der Thematik, als auch an Ideenpotenzial in den „Machern“ steckt. Darauf freue ich mich.
Ein User hier im Forum hat auch noch etwas anderes angedeutet: Mit dieser Zeitschrift fühlt man sich pressetechnisch endlich als Ostmobilist wirklich verstanden und ernst genommen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass nicht nur Restaurierer, Schrauber, Erhalter und Fahrer dieser speziellen Fahrzeuge angesprochen werden, sondern auch viele mehr, die sich für unser Hobby interessieren. Nicht jedem muss das gefallen und nicht jeder in unserer Hobbygemeinschaft muss es lesen. Aber ich empfinde ein solches Zeitschriftenprojekt als einen sichtbaren Schritt in eine möglichst langlebige und lebendige Ostmobilzukunft.
Gratulation und auch Dank an die verantwortlichen Protagonisten hinter 79Oktan. Ich hoffe auf einen maximalen Erfolg, damit sich dieses Projekt etabliert.