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Wartburg 1.3 auf dem Weg zum H-Kennzeichen

Verfasst: Dienstag 10. April 2018, 14:41
von Goldoliv
Hallo Wartburgfreunde,

ich lese hier seit einiger Zeit mit und nun ist es an der Zeit, euch meinen Wartburg vorzustellen.

Wie bin ich eigentlich zum Wartburg gekommen? Schon lange hatte ich den Wunsch, einen Oldtimer mein Eigen zu nennen. Doch welcher sollte es sein?

Meine ungefähre Vorstellung war folgende:

Das Auto soll in etwa mein Alter haben, idealerweise ist er noch nicht 30 Jahre alt um ihn "eigenhändig" zum H-Kennzeichen zu bekommen
Die Technik soll einfach und robust sein
Das Auto soll nicht an jeder Ecke rumstehen
Möglichst wenig oder kein Rost
Das Auto soll ein Geheimtipp sein, soll bedeuten: Das Auto haben die meisten Leute garnicht "auf dem Schirm" als Oldtimerkandidat, was sich auch in einem geringen Preis wieder spiegelt.

Die erste Idee war ein Trabant 601, allerdings sieht man den auch fast an jeder Ecke und oft gibts einfach nur Schrott für viel Geld. Die nächste Idee war ein Trabant 1.1, da ist das Angebot aber sehr schmal und die Preise gehen auch da sehr schnell durch die Decke.
Und vom Trabant 1.1 war es nicht sehr weit bis zum Wartburg 1.3.

Nach wochenlanger Suche hatte ich 10 Autos in der engeren Auswahl, die nach und nach heraus gesiebt wurden. Am Ende blieben 2 über, wo ich schon auf das nächste "Problem" stieß: Beide Autos stehen über 400 Km von meinem Wohnort entfernt, also mal eben anschauen ist nicht möglich.

Der erste Stand bei einem Händler, der aber recht unfreundlich wurde, weil ich ein Auto ungesehen kaufen wollte. Zu einem zweiten Gespräch kam es nicht mehr, weil meine Anrufe ignoriert wurden.

Der zweite Wartburg war bei eBay Kleinanzeigen inseriert. Auf den Fotos war nicht viel zu erkennen, aber der erste Eindruck war gut. Auch der Verkäufer war sehr freundlich und auch damit einverstanden, die Fahrzeugpapiere per Post zu verschicken und das Auto per Spedition abholen zu lassen.

Ich erfuhr, dass das Auto seinem Schwager gehörte, der 1998 verstorben ist. Seit dem steht das Auto abgemeldet in einer trockenen Halle. Ich hab noch viele Fragen gestellt und mir Bilder schicken lassen, was letztendlich dazu führte, dass der Wartburg für 600€ (+300€ Transportkosten) den Besitzer wechselte.

Fast noch vergessen:
Die Erstzulassung war im September 1989 und der Kilometerstand ist 121.000Km

Re: Wartburg 1.3 auf dem Weg zum H-Kennzeichen

Verfasst: Dienstag 10. April 2018, 14:43
von Goldoliv
Die einzige große Roststelle ist der Radlauf des hinteren rechten Kotflügels, und der Rost ist zum Glück nur Oberflächlich

Re: Wartburg 1.3 auf dem Weg zum H-Kennzeichen

Verfasst: Mittwoch 11. April 2018, 12:43
von stephanw
Na dann herzlich willkommen hier! Was willst Du alles noch bis zur Zulassung am Auto machen? Außerdem verstehe ich gar nicht, wie Du zu Deinem Forumsnamen kommst :mrgreen: :running:

Re: Wartburg 1.3 auf dem Weg zum H-Kennzeichen

Verfasst: Mittwoch 11. April 2018, 14:32
von Goldoliv
Danke für den freundlichen Empfang!
stephanw hat geschrieben:Außerdem verstehe ich gar nicht, wie Du zu Deinem Forumsnamen kommst
Reiner Zufall :group:


Das Auto ist inzwischen schon zugelassen. Die Geschichte fing im Letzten Sommer an und seit Ende September darf der Wartburg wieder am Straßenverkehr teilnehmen, aber dazu später mehr :zwink: . Nach und nach werde ich hier den "Werdegang" dokumentieren, zu tun gibts noch einiges, aber ist so ein Projekt jemals ganz fertig?

Re: Wartburg 1.3 auf dem Weg zum H-Kennzeichen

Verfasst: Mittwoch 11. April 2018, 14:52
von Goldoliv
Also, nach ein paar Stunden verkehrsbedingter Verspätung kam der Wartburg bei mir an. Von der langen Standzeit waren die Bremsen so fest, dass wir das Auto zu dritt schieben mussten. Als erstes sollte der Motor wieder laufen, und es war klar, dass der 19 Jahre alte Sprit im Tank nicht mehr zünden wird. Also habe ich kurzerhand einen Messbecher mit Benzin gefüllt und die Pumpe den Sprit daraus ansaugen lassen. Nach ein paar Umdrehungen des Anlasser sprang der Motor an, und lief wie ein Sack Nüsse und war tierisch laut.

Selbstverständlich musste der Vergaser gereinigt und eingestellt werden, aber zumindest konnte der Wartburg aus eigener Kraft auf die Hebebühne fahren.

Es folgte eine Bestandsaufnahme. Der ganze Unterboden und die Fahrwerksteile waren mit einer Schlammschicht überzogen, wodurch ich den Verdacht habe, dass jemand mit Wartburg Spaß im Acker hatte...
Auf dem ersten Blick war alles, was aus Gummi besteht zu ersetzen. Der Auspuff bestand nur noch aus Krümmer und Endschalldämpfer und auch die Bremsleitungen waren nicht mehr die besten. Aber Tatsächlich gab es keinerlei Durchrostungen. Ich bin kein Fan von Karosserie- und Blecharbeiten, und war froh, dass in dieser Richtung nicht allzu viel zu tun ist.

Also ging es daran, erstmal Ersatzteile zu bestellen. Am wichtigsten war es, die Bremsen wieder gängig zu machen, damit der Wartburg jederzeit von der Hebebühne runter kann.

Um die Wartezeit auf die Ersatzteile sinnvoll zu überbrücken, führte ich Arbeiten durch, für die keine Ersatzteile nötig sind, damit gehts im nächsten Teil weiter.

Re: Wartburg 1.3 auf dem Weg zum H-Kennzeichen

Verfasst: Mittwoch 11. April 2018, 17:43
von steffen1.3
Maximale Erfolge und herzlich Willkommen im Forum. :)
Ich freu mich auf neue Bilder und Berichte...

Re: Wartburg 1.3 auf dem Weg zum H-Kennzeichen

Verfasst: Donnerstag 12. April 2018, 14:28
von Goldoliv
Danke, es geht auch sofort weiter ;)

Jetzt war der Innenraum dran. Sofort fiel der unangenehme Geruch auf, eine Mischung aus Modergeruch und Hohlraumversiegelung, die auch bei meinem Wartburg (zum Glück) großzügig verwendet wurde.
Die Türverkleidungen auf der Beifahrerseite waren leicht mit Schimmel überzogen, und nach deren Demontage war auch sofort sichtbar, warum; in den Türen fehlte die Folie. Auf der Suche nach Ersatz kam ich auf die Idee, Teichfolie zu verwenden. Der Baumarkt ist gleich um die Ecke und die Folie ist günstig und sehr robust, und hat sich als sehr geeignet erwiesen.
Leider fehlt an der Beifahrertürverkleidung die Ablage. Meine Frage an euch: War diese original ab Werk verbaut und ist Ersatz erhältlich?
Als nächstes baute ich die Sitze und die Teppiche aus. Abgesehen vom Dreck waren die Sitze und Teppiche wie neu, da auf dem Teppich ein anderer Teppich lag und die Sitze mit Schonbezügen versehen waren. Kleine Überraschung: Unter dem Fahrersitz lag eine alte Socke ;)

Nachdem alles ausgebaut war, kam der Teppich in eine große Industriewaschmaschine und die Sitze und Türverkleidungen reinigte ich mit Schimmelentferner und einem Waschsauger.
Der nächste Schritt war, einen Aufkleber vom Armaturenbrett zu entfernen, woraufhin sich gleich offenbarte, warum dort ein Aufkleber war: Das Kunstleder war leider unübersehbar beschädigt. Also raus mit dem Brett. Ich zog dann das Kunstleder ab, was sehr gut ging, und nutze es als Schablone um neue Lederstücke anzufertigen.
Danach wurde der ganze Spaß wieder zusammengebaut und der Innenraum erstrahlte im neuen Glanz.

Re: Wartburg 1.3 auf dem Weg zum H-Kennzeichen

Verfasst: Donnerstag 12. April 2018, 14:28
von Goldoliv
Noch zwei weitere Bilder

Re: Wartburg 1.3 auf dem Weg zum H-Kennzeichen

Verfasst: Donnerstag 12. April 2018, 18:25
von Butzemann
Zu der Ablage: ab Werk gab es sowas nicht, auf deinem Bild ist auch nicht die DDR-Ablage die es als Zubehör gab zu sehen, sondern irgend eine andere Ablage.
Ebay ist voll von Ablagen aller Art und Größe da musst du mal auf die Suche gehen von welchem PKW deine sein könnte.
Es gab zu DDR-Zeiten auch Nachrüstablagen aus der CSSR die waren aber wimre größer als deine.

Re: Wartburg 1.3 auf dem Weg zum H-Kennzeichen

Verfasst: Freitag 13. April 2018, 12:59
von EMST
Die hatten sogar einen Flaschenhalter. Bild reiche ich nach

Re: Wartburg 1.3 auf dem Weg zum H-Kennzeichen

Verfasst: Freitag 13. April 2018, 15:49
von Goldoliv
Danke für die Info. Ein Flaschenhalter wäre eine tolle Sache.

Re: Wartburg 1.3 auf dem Weg zum H-Kennzeichen

Verfasst: Freitag 13. April 2018, 16:14
von Goldoliv
Nach ein Paar Tagen kamen die Ersatzteile an, und ich konnte mich der Bremsen annehmen.

Beim Versuch, die Bremssättel auszubauen, zeigte sich, warum die Bremsen fest waren: Manche Kolben waren so fest, dass diese nur unter großem Kraftaufwand zurück gedrückt werden konnten.

Ansonsten ging die Arbeit gut und einfach voran. Das Resultat war beeindruckend, da die Bremssättel nach der Arbeit fast wie nagelneu aussahen.

Eine positive Überraschung war, dass die Bremsscheiben trotz der langen Standzeit noch brauchbar und offensichtlich kurz vor der Stilllegung ersetzt wurden. Bei der Hauptuntersuchung waren einwandfreie Bremswerte das Ergebnis.

Nach dem Zusammenbau lies sich der Wartburg nun mit einer Hand schieben und konnte so bei Bedarf die Hebebühne räumen.

Die nächste Baustelle waren Motor und Vergaser, wo es zu unerwarteten Problemen kam.

Re: Wartburg 1.3 auf dem Weg zum H-Kennzeichen

Verfasst: Montag 16. April 2018, 22:25
von timi
schick schick..... :ddaum:

Re: Wartburg 1.3 auf dem Weg zum H-Kennzeichen

Verfasst: Dienstag 17. April 2018, 16:39
von Goldoliv
timi hat geschrieben:schick schick..... :ddaum:
Danke ;)


Meine nächstes Projekt war der Vergaser. Mit dem alten Sprit aus dem Tank lies dieser sich prima reinigen. Ich habe alles zerlegt und übers Wochenende im Sprit einweichen lassen. Danach habe ich alles mit Druckluft ausgeblasen und mit neuen Dichtungen wieder zusammen gebaut. Mir fiel auf, dass in den Unterlagen von einem Drosselklappenschalter die Rede war, ich aber keinen finden konnte. Als ich dann einen Schalter im Internet zum kaufen fand, und mit meinen Vergaserteilen verglich, fiel mir auf, dass der Schalter zwar vorhanden war, aber das Kabel fehlte. Also musste ein neuer her. Nachdem dann alles entsprechend der Werkstattunterlagen eingestellt war, konnte der Vergaser wieder unter der Motorhaube einziehen.

Re: Wartburg 1.3 auf dem Weg zum H-Kennzeichen

Verfasst: Dienstag 17. April 2018, 16:51
von Goldoliv
Mein nächster Schritt war eine Wartung des Motors. Ich habe das Öl, Ölfilter, Luftfilter, Zahnriemen und Keilriemen gewechselt. Die böse Überraschung kam beim Zündkerzenwechseln. Die meisten vermuten jetzt bestimmt, dass ich eine Zündkerze abgebrochen oder das Gewinde beschädigt habe, aber nein. Es kam plötzlich Wasser aus dem Zündkerzenloch! Ich hatte schon das schlimmste befürchtet und kam nicht darum, dem Zylinderkopf herunter zu nehmen.

Die erste Hürde waren die Zylinderkopfschrauben für die ich eine Zwölfzahnnuss brauchte, die wir natürlich nicht haben. Nachdem ich mehrere Baumärkte und Werkzeughändler erfolglos abgeklappert habe, fiel mir ein, dass es noch einen unscheinbaren Werkzeughändler gibt, den ich garnicht mehr auf dem Schirm hatte. Der Laden sieht so aus, als ob sich dort seit den 70er-Jahren nichts mehr verändert hat, aber er hatte als einziger die benötigte Nuss.

Endlich konnte ich den Zylinderkopf ausbauen und zum Glück war nur die Kopfdichtung defekt und der Zylinderkopf selbst noch in Ordnung. Weil ich schon mal dabei war, habe ich auch gleich die Hydrostößel gewechselt.

Da mir auffiel, dass der Kühlwasserbehälter schon einige Risse hat und kein Vertrauen mehr erweckt, habe ich mir einen neuen Behälter aus dem VW-Regal eingebaut (die berühmte Kugel). Wie ich gelesen habe, wurde der alte Behälter vom Wartburg 353 unverändert übernommen, obwohl der Kühlwasserdruck beim 1.3 deutlich höher sein soll. Die Ersatzbehälter die angeboten werden sind entweder gebraucht oder von minderer Qualität, so dass ich mit dem Ersatz beruhigter fahren kann.

Nach dem Zusammenbau habe ich die Zündung und den Vergaser eingestellt. Seitdem läuft der Motor 1A. Die Einstellung machte ich mit einem CO-Tester den man für ca. 100€ kaufen kann. Ich habe den CO-Wert auf 2,0% eingestellt und bei der Abgasuntersuchung kam ein Wert von 1,9% raus, also ist das Teil für seinen Preis genau genug.